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Nacht und Träume als Musikmotiv

„Intensiv und berührend“ – die hohen Erwartungen wurden mehr als erfüllt

Das Konzert am Sonntag war das fünfte Konzert der erfolgreichen Konzertserie des ersten Halbjahres des Musikforums Kriftel. Unter dem Titel “Nacht und Träume” entführten Sonja Außner (Mezzosopran), Carsten Vollmert (Bariton) sowie Friederike Wiesner (Klavier) die zahlreich erschienenen Zuhörerinnen und Zuhörer bei hochsommerlichen Temperaturen in ein weites Spektrum des Liedschaffens im von der Sonne durchfluteten Rat- und Bürgerhaus.

Sonja Außner begann den frühen Abend mit Robert Schumanns Liederkreis Op. 39 nach Gedichten von Eichendorff. Dies ist einer der wichtigsten Liederzyklen des romantischen Liedrepertoires. Entsprechend hoch waren die Erwartungen an die Darbietenden. Sonja Außner gelang ein vorbildlicher Vortrag, sprachverständlich bis ins kleinste Detail, musikalisch hervorragend interpretiert, so dass den zahlreichen Zuhörerinnen und Zuhörern alle Wünsche an eine beispielhafte Darbietung dieses Liederkreises erfüllt wurden. An selber Stelle hatte Sonja Außner schon zu Beginn der Corona-Pandemie vor ausgewählt kleinstem Publikum den Liederkreis im September 2020 vorgetragen, hier war nun eine weitere Steigerung der auch damals schon hervorragenden Darbietung feststellbar. Im September 2020 bot sie “Auf einer Burg” intensiv und berührend dar, diesmal waren es “Die Stille” als auch “Zwielicht”.

Basis: Heilige Hymnen in Sanskrit

Nach diesem romantischen Liedgut ging es dann mit einer kleinen Auswahl aus Liederzyklen von Gustav Holst weiter. Unter dem Titel “Vedic Hymns” schrieb er Lieder an indische Gottheiten wie “Morgenröte”, “Himmel” und “Gewitterwolken”. Diese Lieder, die zu Beginn des 20. Jahrhundert entstanden, basieren auf weit über 1000 Texte umfassenden heiligen Hymnen in Sanskrit. Holst schuf vier Liedzyklen nach englischen Übersetzungen, wobei Carsten Vollmert die ersten drei Lieder des ersten Zyklus vortrug.

Aufgrund der Themen der Hymnen als auch des Entstehungszeitpunktes der Lieder ist klar, dass die Gäste hier etwas ganz anderes zu hören bekamen. Dennoch schlossen sich die Hymnen sehr gut an das romantische Liedgut Schumanns an, was der Interpretation Carsten Vollmerts zu verdanken ist. Die unterschiedlichen Aspekte von frühem Morgen, Himmel oder Gewitter kamen in seiner gewohnt expressiven Darstellung hervorragend zur Geltung und überraschten die Zuhörerschaft sehr positiv.

Vor der Pause boten Sonja Außner und Carsten Vollmert noch ein Duett von Robert Schumann nach Rückert dar, was die Zuhörerinnen und Zuhörer wieder in gewohntere Hörgenüsse entführte.

Nach der Pause wurde das Auditorium näher an die Gegenwart geführt: Carsten Vollmert trug den Liederzyklus “Earth and Air and Rain” von Gerald Finzi vor, der zwischen den beiden Weltkriegen entstand und Gedichte von Thomas Hardy vertont. Die 10 Lieder spannen ein weites Spektrum auf, so glaubt man, Gershwin oder sogar Bernstein zu hören, aber auch der Einfluss von Traditionals ist im Stück “Rollicum - Rorum” nicht zu überhören. Die Vielseitigkeit, die diese Stücke bieten, wurde von Carsten Vollmert gewohnt souverän vermittelt und ermöglichte dem Publikum, bisher selten Gehörtes in sehr überzeugender Darbietung neu zu erfahren. Sonja Außner bot anschließend noch vier Lieder von Franz Schubert dar, die ein weites Spektrum an Gefühlen beinhalten.

Nicht ohne Zugabe

Zum Abschluss der anderthalb Stunden Programm sangen Sonja Außner und Carsten Vollmert ein weiteres Duett, diesmal von Roger Quilter. “It was a lover and his lass” vertont ein Stück von Shakespeare und ermöglichte den beiden Sängern nochmals gemeinsam ihr Können zu präsentieren.

Nach einem solchen umfangreichen und abwechslungsreichen Programm war klar, dass das Publikum die Darbietenden nicht ohne eine Zugabe von der Bühne lassen wollte. So würden die beiden Duette einfach nochmals gesungen. Friederike Wiesner begleitete die beiden den ganzen Abend über wie immer souverän, es war eine Freude zu erleben, wie die drei Musiker zusammen einen so schönen, spannenden und abwechslungsreichen Abend gestalten konnten.

Glücklich, wer in einer Gemeinde leben darf, die solche erstklassigen musikalische Darbietungen bieten kann: Sowohl die Freude der Vortragenden als auch die von der Bühne auf das Publikum überspringende Freude am Dargebotenen war klar zu spüren! Auch mit weitaus bekannteren Namen hätte dieses Konzert nicht wirklich besser gestaltet werden können, da waren sich die anwesenden Fachleute einig. Matthias Pfützner