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DAS passiert in Kriftel

50 Jahre Freizeitpark - so hat alles begonnen

Erste Planungen schon in den 60er Jahren - Anregungen kamen aus dem Ruhrgebiet

Das Logo des Freizeitparks.

Der Freizeitpark wird in diesem Jahr 50 Jahre alt. Darauf ist die Gemeinde Kriftel zu Recht stolz, wird er doch von Jung und Alt geliebt – und nicht nur von den Kriftelerinnen und Kriftelern. Noch heute ist der Park in der gesamten Region etwas Besonderes – eine „Grüne Lunge“ zum Durchatmen. 

In einer mehrteiligen Serie stellt Alexander van de Loo den Park in all seinen Aspekten vor - bis zum großen Fest, das vom 15. bis 17. Juli im Park gefeiert wird.

Als die Großmutter von Wilfried Krementz 1910 nach Kriftel zog, wurde die Wäsche von den Frauen noch gebleicht. Und zwar – nomen est omen – an der heutigen Bleichstraße in Kriftel. Das erzählt Krementz, der langjährige Leiter des Krifteler Heimatmuseums, im Rat- und Bürgerhaus Kriftel an „seine“ Vitrine gelehnt. Zu Ehren des 50jährigen Jubiläums des Freizeitparks hat er soeben die Schauvitrine mit Bildern aus der Vergangenheit bestückt. Die zeigen anschaulich die Entwicklung des Gebiets des heutigen Freizeitparks von 1909 bis zu dem ersten Bauschild um 1969.

Wilfried Krementz vor der Vitrine im Rathaus.
Wilfried Krementz vor der Vitrine im Rathaus. Foto: vdLoo

Krementz erinnert sich noch gut, wie damals von der Schulstraße bis zur heutigen A66 nur Wiesen reichten. „Da gab es noch viele Bauern“, berichtet er, und vor allem Kühe, die dort grasten. Eine echte Idylle. 1923 wurde als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme ein Schwimmbad gebaut. Das Wasser eiskalt. Kein Wunder, wurde es doch aus dem Schwarzbach entnommen. Man schwamm also praktisch im Bach. „Da kamen einem manchmal ein paar Fische entgegen“, weiß der Museumsleiter aus Erzählungen.

Ein „Recht auf Erholung“

Bereits Anfang der 1960er Jahre ging die Planung für einen Freizeitpark los. Die Krifteler hätten „ein Recht auf ein Erholungsgebiet“, so ist alten Zeitungsartikeln aus dem Jahr 1964 zu entnehmen, die im Gemeindearchiv gesammelt sind und Krementz kürzlich gesichtet hat. In den ersten fantasievollen Planungen gab es sogar einen See mit Leuchtturm und zwei Indianerdörfer für die Kinder. Den einen oder anderen Ärger um die Finanzierung des Ganzen gab es auch, ist da zu lesen. Und, ganz modern wie eh und je, Gezänk um Kostensteigerungen. Das Ergebnis allerdings konnte sich sehen lassen. „Eine Anlage, die ihresgleichen sucht“, schrieb die Frankfurter Rundschau 1979. Das hatte vielfältige Gründe. Vier Bürgermeister haben bisher für den Freizeitpark in Kriftel gearbeitet. Christian Seitz ist der fünfte. 

Der Freizeitpark ist das Produkt einer frühen Grundsatzentscheidung für Kriftel nach dem Zweiten Weltkrieg. Bürgermeister Georg Richberg (Dienstzeit 1949 bis 1967) ließ die ersten Ideen für den Park ansetzen. Allerdings unter der Vorgabe, der Landschaftsgestaltung bei behutsamem Wachstum der Gemeinde den Vorzug zu geben. Gegen den landläufigen Trend ging es ihm nicht um städtebauliche Erweiterung um jeden Preis. Die Anlage wurde also auch gebaut, um Kriftels Charakter als Gemeinde mit hohem Wohnwert zu festigen. Man wollte damals schon mehr sein als nur eine Schlafstadt.

Kinder spielen im Weiher. Ringsherum freie Fläche.
Rund um den Weiher ist es noch kahl.

Die Planungen beeinflusst und praktisch umgesetzt haben Landschaftsarchitekt Heinz Eckebrecht und das Bau-Ing. Büro Lattisch. Zur Einrichtung des Parks sind Planer wie Gestalter weit gereist, um sich Vorbilder anzusehen. Zum Beispiel diente der Umbruch der Landschaft an der Ruhr von reiner Industrie zu Grünzonen als Anregung für den Park in Kriftel. Baubeginn war 1970. 1972 wurde der erste Abschnitt eröffnet. Der Ausbau bis zur Kapellenstraße erfolgte 1978. Im Zuge der Entstehung des Freizeitparks entstand auch das moderne Parkbad aus dem alten heraus und wurde in den Freizeitpark integriert. Insgesamt sind so circa zwölf Hektar Freizeitfläche entstanden. Sie wird auch heute weitergestaltet und gepflegt.

Kanzler Kohl hielt hier eine Rede

Der Freizeitpark an den Schwarzbachhallen ist einfach zu erreichen. Parkplätze umgeben ihn. Sein Festplatzbereich wird für vielfältige Veranstaltungen, vor allem aber für die traditionellen Feste genutzt. Im gesamten Parkbereich können aber auch großräumig mit mehreren Bühnen Parkfeste gefeiert werden. Die Zeltkerb nimmt hier mit der Aufstellung des Kerbebaums ihren Anfang. Die „Spiele im Park“ erfreuen sich von Spätsommer bis Herbstanfang großer Beliebtheit.

Ein Bagger im Park: 1978 wurde hier weitergebaut.
Arbeiten im Jahr 1978.

Auch prominente Besucher besuchten den Freizeitpark. So hielt hier der Einheitskanzler Helmut Kohl im Herbst 1990 anlässlich der 1200-Jahrfeier mit seiner Frau Hannelore auf einem CDU-Parteitag eine Rede. Der Limburger Bischof Franz Kamphaus grüßte 1997 im Festzelt. Im gleichen Jahr gab sich auch Volksmusikstar Margot Hellwig bei einem Seniorennachmittag ein Stelldichein. Kürzlich kam gar ein leibhaftiger Prinz zu den Spielen in Park, und zwar kein geringerer als der äthiopisch-deutsche Unternehmensberater, Bestsellerautor und politische Analyst Dr. Prinz Asfa-Wossen Asserate. Er gratulierte nach dem legendären Entenrennen den Gewinnern. Als Großneffe des letzten äthiopischen Kaisers Haile Selassie stellte er ein großes Projekt für Afrika vor: Agroforst Äthiopien.

Weitsichtig und nachhaltig

Wichtig, grün und nachhaltig wird auch der Freizeitpark in Zukunft bleiben. „Das ist für uns eine Herzensangelegenheit“, betonen Bürgermeister Christian Seitz und der Erste Beigeordnete Franz Jirasek. „Das Anlegen des Freizeitparks vor 50 Jahren war eine sehr weitsichtige und für die Gemeinde wichtige und wertvolle Entscheidung“, betonen sie. „Einen so großen Bereich von der Bebauung frei zu halten und für Freizeit, Sport, Spiel und Erholung zu nutzen, ist ein Segen für viele Generationen.“

Seitz selbst habe als Kind diese „Grüne Lunge“ Kriftels genossen: „Ich habe zwar in Wallau gewohnt, aber des Öfteren war ich auch auf Kindergeburtstagen, die im Freizeitpark stattgefunden haben“, erinnert er sich gut und gerne. Die Spielflächen seien das eine. Aber letztlich sei es auch für unser Kleinklima sehr wichtig, hier eine so große zentrale Grünfläche zu haben. Stichwort Klimaschutz.

Heimatmuseumsleiter Wilfried Kremenz geht da völlig konform. „Das Rhein-Main-Gebiet wird immer dichter bebaut und wertvolle Ackerflächen verschwinden“, sieht er die Entwicklung mit etwas Sorge. Auch deswegen freue er sich über diese grüne Oase. Darauf könne man in Kriftel zu Recht stolz sein, fügt der Bürgermeister hinzu: „Zusammen mit dem Parkbad haben wir in der Gemeinde ein Angebot, um das uns andere Kommunen beneiden. Das zeigten nicht zuletzt die vielen nicht-Krifteler-Nutzer des Freizeitparks.“ Die Zukunft des Parks heißt Park - das sagte einst der ehemalige Bürgermeister Paul Dünte anlässlich des 25jährigen Bestehens 1997. Das gilt mehr denn je nach 50 Jahren. Alexander van de Loo