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DAS passiert in Kriftel

Workshop Klimaschutz war ein Erfolg

40 Interessierte nutzten Klima-Workshop, um Ideen für Kriftel Zukunft einzubringen

„Die Gemeindeverwaltung wird die Herausforderungen des Klimawandels nicht allein stemmen können“, betonte der Erste Beigeordnete Martin Mohr am Dienstagabend im Rat- und Bürgerhaus. „Viele Klimaschutzmaßnahmen können nur in Zusammenarbeit mit Bürgerinnen und Bürgern erfolgreich umgesetzt werden. Eine breite Teilhabe der Bevölkerung an der Erstellung des Klimaschutzkonzepts ist daher besonders wichtig.“ Dies war auch der Grund, warum die Gemeinde zum Workshop „Klimaschutz im Gespräch“ eingeladen hatte. 40 Bürgerinnen und Bürger nahmen teil. „Das ist viel“, stellte der stellvertretende Projektleiter der energielenker projects GmbH, Marius Deuker, am Ende des produktiven Abends fest. „In anderen Kommunen sind manchmal nur vier oder fünf Personen zu einem solchen öffentlichen Treffen gekommen.“

Das zeigt, dass es nicht überall so gut wie in Kriftel gelingt und schwierig geworden ist, Menschen für das Thema Klimaschutz zu sensibilisieren. „In Kriftel haben wir glücklicherweise eine engagierte Bürgerschaft“, zeigten sich die Organisatoren rund um Kriftels Klimamanagerin Melanie Laier zufrieden.

Klimaneutral bis 2045

Mit dem Klimaschutzkonzept werden die Strategien und Maßnahmen für den kommunalen Klimaschutz in den kommenden Jahren festgelegt. Im Mai 2026 soll es fertig sein. „Aber auch dann ist es nicht in Stein gemeißelt. Wir müssen dann stetig überprüfen, ob wir noch in die richtige Richtung laufen“, so der Erste Beigeordnete Martin Mohr. Ziel ist das Erreichen der Klimaneutralität bis 2045.

Menschen diskutieren am Thementisch.
An den Thementischen entstanden angeregte Gespräche.

In Kriftel werde der Klimaschutz schon lange ernstgenommen, stellte Melanie Laier zu Beginn der Veranstaltung anhand einer Reihe von Beispielen fest: Der Ausbau der Radwege sei stetig vorangetrieben, Carsharing ermöglicht, ein Aktivhaus in Holzbauweise in der Raiffeisenstraße errichtet, der Ausbau von Photovoltaikanlagen auf gemeindeeigenen Liegenschaften angegangen, Wildstaudenbeete angelegt und Baumpflanzaktionen ins Leben gerufen worden. Gefehlt habe aber bisher der „strategische Fahrplan“. Wie können wir den Energieverbrauch senken, die Energieeffizienz steigern und den Anteil erneuerbarer Energien auszubauen? Darauf soll das Klimaschutzkonzept konkrete Antworten liefern.

Marius Deuker von der energielenker projects GmbH, die mit der Erstellung des Konzepts beauftragt wurde, informierte zu Beginn der Veranstaltung ersteinmal die Teilnehmerinnen und Teilnehmer über die ersten Zwischenergebnisse. Er stellte die Energie- und Treibhausgasbilanz der Gemeinde, gegliedert nach den Sektoren private Haushalte, Industrie, Verkehr und Gewerbe, Handel und Dienstleistungen, vor, erläuterte Potenziale zur Nutzung von erneuerbaren Energiequellen im Gemeindegebiet sowie mögliche Pfade zur Erreichung des Ziels der Klimaneutralität der Gemeinde bis 2045.

Die Ergebnisse in Kurzform: 56 Prozent der Energie wurde in Kriftel durch den Verkehr „verbraucht“, 28 Prozent durch Haushalte und 6 Prozent durch die Industrie. Auch bei den Treibhausgasemissionen ist es der Verkehr, der für 58 Prozent der Emissionen verantwortlich ist. 25 Prozent entfallen auf Haushalte, 7 Prozent auf die Industrie. „Grund für die hohen Werte erzielt durch den Verkehr ist die Autobahn A 66. Da diese im untersuchten Bereich liegt, wird sie automatisch in die Berechnungen einbezogen“, so Deuker.

2023 habe die Emission von Treibhausgasen in Kriftel 8,4 Tonnen Kohlendioxid pro Kopf betragen. Der Bundesdurchschnitt liege bei 8,1 Tonnen pro Einwohner. Der Stromverbrauch wurde zu diesem Zeitpunkt zu drei Prozent aus erneuerbaren Energien gedeckt. Dieser Wert liege deutlich unter dem Bundesdurchschnitt von 56 Prozent, in Hessen liege er bei 28 Prozent, so Deuker. Da allerdings auch der in Off-Shore-Anlagen in der Nord- und Ostsee und großen Freiflächen-Photovoltaikanlagen produzierte Strom in die Berechnung des Bundesdurchschnitts einfließt, ist die große Differenz erklärbar. Hier gebe es auf dem Weg zur angestrebten Klimaneutralität 2045 noch „Luft nach oben“, beispielsweise durch den örtlichen Ausbau der Photovoltaik-Anlagen auf Dächern oder Freiflächen. Windenergie ist in Kriftel nicht erzielbar.

Ideen werden zu Maßnahmen gebündelt

Viele Zettel wurden mit Ideen beschriftet.
Viele Ideen wurden aufgeschrieben und gesammelt.

Schon während der Präsentation wurden immer wieder Fragen gestellt. Danach hatten die Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit, sich aktiv an der Gestaltung des Klimaschutzkonzepts zu beteiligen. An vier Thementischen wurden jeweils zehn Minuten Ideen gesammelt, auf Karten oder das Flipchart geschrieben und angeregt diskutiert. Nach zehn Minuten wechselten die Teilnehmenden zum nächsten Thementisch. „Die Ideen werden im Nachgang zu konkreten Maßnahmensteckbriefen ausgearbeitet, die in das Klimaschutzkonzept integriert werden“, versprach Klimamanagerin Melanie Laier.

Am Thementisch Mobilität wurden viele Wünsche zum Thema Fahrradverkehr und öffentliche Verkehrsmittel geäußert: Ich wünsche mir als fahrradfahrende Mutter für mich und mein Kind mehr Akzeptanz im Straßenverkehr! Die Bahn sollte pünktlicher und zuverlässiger sein! Ein Ruftaxi wäre toll und eine bessere Busverbindung in die Nachbarkommunen! Wäre es möglich, einen Lastenradverleih einzurichten? All das waren Fragen und Themen, die vorgebracht und diskutiert wurden. Ein weiterer Vorschlag war, mit mehr Bänken für Seniorinnen und Senioren deren Mobilität zu Fuß zu erhöhen.

Am Thementisch Erneuerbare Energien wurde immer wieder darauf hingewiesen, dass es an guter Beratung, zum Beispiel auch zu Förderungen, mangele oder auch ganz einfach das Geld fehle, um als Einzelperson oder Familie in den Klimaschutz zu investieren. Vorgeschlagen wurde, für Photovoltaik-Anlagen in Kriftel auch Lärmschutzwände und Bahngleise zu nutzen und diskutiert wurde über Großspeicher von Energie und eine Bürgerenergiegenossenschaft.

Unten anfangen, da, wo man mit wenig Mitteln etwas erreichen kann – das war ein Wunsch, der am Thementisch Bauen und Sanieren geäußert wurde. Standards und damit Hürden zu verringern war hier der Hintergrund. Auch zu diesem Thema mangele es an Ansprechpartnern und Ratgebenden, wurde angemerkt. Auch die Nutzung von Klimaanlagen als Heizung im Winter, der Wunsch nach kostengünstigen Möglichkeiten einer Dachentwässerung und genossenschaftlicher Wohnungstausch waren am Ende auf dem Flipchart zu finden.

Besonders viele Ideen wurden am Thementisch Klimaanpassung geäußert: Gesprochen wurde von der „Schwamm-Stadt“, in der Wasser vor Ort gespeichert wird, von der Vermeidung von Hitzeinseln, von mehr Straßengrün, öffentlichen kühlen Räumen bei Hitzewellen, öffentlichen Trinkbrunnen und der Möglichkeit, Trinkflaschen in Geschäften kostenfrei zu füllen. Auch Gemeinschaftsgärten und mehr Baumpflanzungen gehörten zu den Wünschen. „Wie wäre es, wenn wir in den Schulen anfangen: Wenn die Kinder dort mehr über Klimaschutz aufgeklärt werden und ihre Tipps nach Hause zu den Eltern bringen, und auf eine Umsetzung pochen, dann kann sich wirklich was bewegen“, so der Vorschlag eines Teilnehmers. In Skandinavien werde das schon erfolgreich so praktiziert.

Online-Umfrage Klimaschutz - Ihre Ideen zählen! Bis zum 9. November 2025 können all diejenigen, die nicht selbst vor Ort sein konnten, an einer Online-Umfrage teilnehmen. Am Ende der Umfrage können Ideen und Vorschläge für mögliche Klimaschutz-Maßnahmen in einer interaktiven Karte von Kriftel eintragen werden. Die Ergebnisse fließen dann in die weitere Erstellung des Klimaschutzkonzeptes mit ein. HIER gelingt man zur Umfrage!