- Rathaus & Politik
- Leben & Umwelt
- Kultur & Freizeit
- Wirtschaft & Wohnen
Volkstrauer als Mahnung
Seitz: „Frieden beginnt im Kleinen – Bereitschaft zu helfen ist in Kriftel da“
„Wir versammeln uns heute am Volkstrauertag, um gemeinsam der Opfer von Krieg, Gewalt, Terror und Diktatur zu gedenken. Es ist ein Tag, der uns mahnt – aber auch ein Tag, der uns verbindet. Denn das Erinnern an die Vergangenheit ist keine Pflichtübung. Es ist Ausdruck unserer Menschlichkeit“, so Bürgermeister Christian Seitz in seiner Rede zum Volkstrauertag auf dem Krifteler Friedhof. Vergangenen Sonntag waren wieder viele Menschen - darunter Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr, des DRK-Ortsverbandes und Vertreter der DLRG - vor dem Ehrenmal zusammengekommen: Würdevoll wurde mit Gedichten, Liedern und feierlichen Ansprachen dem Anlass gebührender Respekt erwiesen.
Keine Selbstverständlichkeit
Der Volkstrauertag erinnere daran, dass Frieden keine Selbstverständlichkeit ist, so Bürgermeister Seitz in seiner Rede: „Lange Zeit schien es unvorstellbar, dass sich Krieg wieder in unsere Nachbarschaft schleichen könnte. Doch seit nunmehr dreieinhalb Jahren herrscht Krieg in der Ukraine. Jeden Tag sterben dort Menschen – Soldaten, Kinder, Zivilisten. Wieder müssen Familien fliehen, Dörfer werden zerstört und eine Generation wächst mit Angst statt mit Zuversicht auf.“ Er erinnerte daran, dass in Kriftel viele dieser Familien eine neue Heimat gefunden haben.
Auch der Nahe Osten sei „ein Ort des Schmerzes und der Unsicherheit“, trotz Waffenstillstand fordere der anhaltende Konflikt zwischen Israel und der Hamas weiter unschuldige Opfer. “Das Leid der Menschen auf beiden Seiten mahnt uns, dass Gewalt keine Zukunft schafft – und dass jeder Frieden, so zerbrechlich er auch sein mag, unser aller Einsatz braucht“, so Seitz weiter.
Wachsende Verrohung
Auch in Deutschland erlebe man derzeit eine wachsende Verrohung der Sprache und eine zunehmende Spaltung der Gesellschaft. Seitz: „Worte werden wieder zu Waffen – gegen Minderheiten, gegen Andersdenkende, gegen die Demokratie selbst.“ Die Gefahr: Gewalt wachse, wenn man wegsieht und schweigt. Der Satz „Nie wieder Krieg“, der den Volkstrauertag seit Generationen begleite, dürfe kein Ritual bleiben, sondern müsse eine Haltung sein - die sich im täglichen Leben zeigt in der Bereitschaft zuzuhören, zu helfen, zu vermitteln, so der Bürgermeister. Er lobte: „Hier in Kriftel erleben wir, dass diese Haltung lebt. Wir sehen sie in den Vereinen, die sich für ein gutes Miteinander einsetzen. Und wir sehen sie in den vielen ehrenamtlich Engagierten, die das Herz unserer Gemeinschaft bilden. Sie alle zeigen: Frieden beginnt im Kleinen – hier, bei uns, in unserer Nachbarschaft.“ Ein besonders hoffnungsvolles Zeichen für diesen lebendigen Frieden sei Kriftels europäische Freundschaft mit Airaines in Frankreich und Pilawa Górna in Polen.
Musikalisch eingerahmt wurde das gemeinsame Gedenken von der Kapelle Stüben und vom Männerchor des Gesangvereins Liederkranz. Schülerinnen der Weingartenschule trugen Gedichte vor. Noch bevor der Vorsitzende der Gemeindevertretung, Alexander Feist, das offizielle „Totengedenken“ vortragen und Leonie Seitz ihren Gesangsbeitrag „Weiße Fahnen“ von Silbermond leisten konnte, musste die Veranstaltung allerdings aufgrund eines medizinischen Notfalls frühzeitig beendet werden.

