Zeitung auf Schreibtisch - Aktuelles

Immer informiert

DAS passiert in Kriftel

Spenden kamen in Pilawa Gorna an

Krifteler Spendenkonvoi kam Montagnachmittag in Polen an – große Freude und Tränen

Am Mittwochabend vergangener Woche hatten Bürgermeister Christian Seitz, der Erste Beigeordnete Franz Jirasek, Pasquale Fiore, Leiter des Fachbereichs Jugend, Soziales und Kultur, und Mitglieder des Partnerschaftsvereins Kriftel, wie Bodo Knopf und Hans-Joachim von Kiel, in Anbetracht der Flüchtlingsströme aus der Ukraine erstmals konkret über eine Hilfsaktion der Obstbaugemeinde gesprochen. Dann ging alles Schlag auf Schlag: Schon am Montagnachmittag kamen 16 Tonnen Hilfsgüter – Kleidung, Nahrung, Hygieneartikel, Medikamente – in Kriftels Partnerstadt Pilawa Gorna/Polen an.

Die Gemeinde und der Partnerschaftsverein hatten Kontakt zur Partnerstadt aufgenommen, um nachzuhören, ob dort Flüchtlinge aus der Ukraine angekommen sind, ob Spenden helfen würden und was konkret gebraucht wird. „Am Dienstag haben wir die Übersetzung der Antwort aus Pilawa Gorna von Joanna Bernsen bekommen und am Mittwoch haben wir uns entschieden, von Freitag bis Sonntag Spenden in der Kleinen Schwarzbachhalle einzusammeln“, erzählt Seitz. Eine genaue Liste der benötigten Dinge wurde über Social Media, Webseite und die Presse verbreitet.

Am Samstag kurzfristiger Spendenstopp

Ein Haufen Windelpakete wird in einen Lkw verladen.

Pasquale Fiore übernahm die Organisation des Projektes und trommelte über 50 Helferinnen und Helfer aus Krifteler Vereinen und Hilfsorganisationen zusammen. Gemeinsam mit der stellvertretenden Fachbereichsleiterin Katrin Scheurich koordinierte er die Annahme der Spenden und schließlich auch das Aufladen der prall gefüllten Umzugskartons am Sonntag. „Der Ansturm war einfach überwältigend und ich möchte mich sehr herzlich bei allen bedanken, die mit angepackt haben“, fasst Bürgermeister Seitz seine Eindrücke zusammen. Schon am Samstagmittag konnten keine Spenden mehr angenommen werden.

Ein Schockmoment musste am Freitag überstanden werden: Die Krifteler Akademy Fahrschule hatte einen 25-Tonner zugesagt. „Doch die Versicherung hatte Probleme gemacht“, so Fiore. Getränkehändler Achim Kreiner aus Sulzbach „sprang ein“ und sagte einen 28-Tonner und schließlich auch noch einen 7,5 Tonner zu, als bereits absehbar war, dass ein Lkw nicht reichen würde. Umzugskartons und Hilfsgüter wurden von den Großmärkten Toom und Globus sowie Globus-Baumarkt gespendet.

Die volle Turnhalle in Pilawa Gorna.

Montagfrüh machte sich dann um 5 Uhr früh der Hilfskonvoi mit zwei Lkw, einem privaten Pkw mit Anhänger und einem Mannschaftstransportwagen der Krifteler Feuerwehr auf die knapp 800 Kilometer lange Reise nach Niederschlesien. Neben Bürgermeister Seitz und Pasquale Fiore machten sich auch Bodo Knopf und Joachim von Kiel vom Städtepartnerschaftsverein sowie mit Sven Mukrasch, Vorsitzender des Feuerwehrvereins, Tobias Thöne, Finn Sanner, Sandro Gonzalez und sein Arbeitskollege Christopher Haß von der Berufsfeuerwehr Frankfurt, Nicolas Hilger und Sven Christoph sieben Feuerwehrkameraden auf den langen Weg in die Krifteler Partnerstadt. Sie alle opferten Urlaubstage und Freischichten, um hier spontan mitzuhelfen.

Gesteuert wurde der 28-Tonner, der immerhin einen Lkw-Führerschein voraussetzt, von Feuerwehrmann Sandro Gonzalez, er wechselte sich mit Kollege Christopher Haß ab. Hinter dem Lenkrad des 7,5-Tonners saßen abwechselnd Pasquale Fiore und Bürgermeister Seitz. Seitz: „Für uns, die vielen Helfer und auch die Spender war es eine Selbstverständlichkeit und auch ein Herzensanliegen, unsere Freunde in Pilawa Gorna zu unterstützen.“

Um 17 Uhr erreichten die Krifteler ohne Staus und Probleme die polnische Partnerstadt. „Hier standen etliche Helferinnen und Helfer bereit, bestimmt 50 insgesamt. Der Empfang war herzlich“, berichtet Bodo Knopf beeindruckt. Zwei Stunden dauerte es, bis die Ladung in der dortigen Sporthalle verstaut war. Ganz vorne dabei auch Pilawa Gornas Bürgermeisters Krzysztof Chudyk und der Vorsitzende der Gemeindevertretung, Dariusz Madejski.

Tränen der Rührung

Bei den Begrüßungs- und Dankesreden merkte man die Rührung der Anwesenden. „Einem Vertreter der Flüchtlinge aus der Ukraine kamen die Tränen, als er sich bedanken wollte“, erzählt Seitz, dem es auch nicht leichtgefallen sei, im Anschluss zu sprechen. Zurzeit seien erst einige Flüchtlinge in Pilawa Gorna angekommen und privat untergebracht worden. Erwartet werden in nächster Zeit aber um die 150 Flüchtlinge und eine große Zahl von Waisenkindern. „Die Angst vor dem Krieg in Polen ist groß“, so Knopf. Das habe man stark gespürt.

Helfer der Feuerwehr am Steuer eines privaten Pkw.

Der Vorsitzende des Feuerwehrvereins Sven Mukrasch erzählt von den Eindrücken seiner jungen Feuerwehrkameraden: „Einige, gerade jüngere Kameraden, haben auf der Heimfahrt über das Erlebte viel gesprochen. Sie werden ihr Leben in Deutschland jetzt mit ganz anderen Augen sehen.“ Seitz und Knopf betonen, dass man als Partnerstädte durch die Aktion viel enger zusammengewachsen sei. „Freundschaften beweisen sich, wenn es wirklich drauf ankommt“, betont Seitz. Er sieht in Städtepartnerschaften wichtige Bausteine für ein friedliches Zusammenleben der Völker.

Nach einem gemeinsamen Essen am Montagabend ging es am nächsten Morgen um 8.30 Uhr auf die Heimreise. Um 19 Uhr trafen die Helfer müde, aber glücklich in der Obstbaugemeinde ein. „Ein herzliches Dankeschön nochmal an alle Helferinnen und Helfer“, so Bürgermeister Seitz und der Erste Beigeordnete Franz Jirasek. Da stimme wieder einmal der Slogan: Kriftel ist ein Gefühl!

Ein Spendenkonto wurde vom Partnerschaftsverein Kriftel eingerichtet: DE80 5019 0000 0044 1590 07; Verwendungszweck: Ukraine. Das Geld geht direkt an die Partnerstadt Pilawa Gorna, die es für die Versorgung der Flüchtlinge verwendet.