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Schutz vor Einbruch und Trickbetrug
„Misstrauen ist keine Unhöflichkeit“
Der Herbst legt sich mit grauem Schleier über das Land: feuchte Luft, raschelndes Laub, leere Straßen. Eine Jahreszeit, die Viele Gemütlichkeit suchen lässt. Und Andere eine Gelegenheit. Wenn es früher dunkel wird, steigt auch die Zahl der Einbrüche. Um dem entgegenzuwirken, haben sich auf dem Parkplatz vor dem Rewe Markt in der Oberweidstraße am vergangenen Freitagvormittag Vertreter von Polizei, des Präventionsrates MTK, Kriftels Bürgermeister Christian Seitz, Alicia Seeharsch vom Ordnungsamt der Gemeinde und mehrere ehrenamtliche Sicherheitsberater für Senioren eingefunden. Sie bringen Licht ins Dunkel. Im wahrsten Sinne des Wortes. Aufklärung ist angesagt.

Danne (links) und Seewald mit Fensterrahmen.
Zwischen Einkaufswagen und Autos empfängt Polizeioberkommissar und „Schutzmann vor Ort“ Richard Danne die Passanten. Ruhig und sachlich berichtet er, wie man sich gegen Einbrüche wappnen kann, worauf Nachbarn achten sollten und warum gemeinsames Hinschauen so entscheidend ist. Neben ihm steht Jürgen Seewald vom Polizeipräsidium Westhessen. In seinem Koffer hat er Anschauungsmaterial mitgebracht. Fenster- und Türsicherungen, die zeigen, wie technische Maßnahmen Einbrechern das Leben schwer machen.
Beratung hilft Schwachstellen zu identifizieren
„Pilzkopfbeschläge sind besonders effektiv“, rät Seewald. Seit 2018 ist er regelmäßig unterwegs, berät Hausbesitzer und Mieter und besucht auf Wunsch auch Privatwohnungen, um konkrete Schwachstellen zu identifizieren. Mit einem simplen Schraubenzieher, so die Beamten, können ungesicherte Fenster und Türen schnell aufgehebelt werden. „Nach etwa drei Minuten ist der Täter drin, meistens ebenerdig“, erklärt Seewald. „Nach zehn Minuten ist das Ganze oft schon vorbei.“
Die Botschaft an diesem Vormittag lautet: Die Bürger sind nicht schutzlos. „Mit einfachen Mitteln kann man sich gut absichern. Man sollte nur wissen, wo die Schwachstellen sind. Dabei helfe ich“, so Seewald. Er besucht auf Wunsch Mieter und Eigentümer, gibt ihnen dann in den vier Wänden konkrete Tipps.
Auch die Senioren-Sicherheitsberater Jürgen Wirth, Heidi Mock, Axel Aubel und Wolfgang Polatschek sprechen gezielt Passanten an, verteilen Infomaterial und warnen vor aktuellen Betrugsmaschen. „Zurzeit sind wieder vermehrt falsche Polizisten oder Schockanrufer unterwegs“, berichtet Sicherheitsberater Andreas Suda. Zwischen Herbstlaub und Einkaufswagen entwickeln sich lebhafte Gespräche, in denen viele Bürgerinnen und Bürger ihre eigenen Erfahrungen teilen.
„Wir empfehlen Fenster und Türen mindestens mit der Widerstandsklasse RC2“, sagt Seewald. Richard Danne appelliert an die Nachbarschaft: „Achten Sie aufeinander. Wer Augen und Ohren offenhält, kann helfen, Taten zu verhindern.“ Und Jürgen Wirth ergänzt mit Nachdruck: „Misstrauen ist keine Unhöflichkeit. Sie schützt! Legen Sie im Zweifel auf, fragen Sie nach, und seien Sie ruhig auch einmal unfreundlich.“ Heidi Mock rät: „Ein Codewort in der Familie kann helfen, sich bei einem Anruf sicher zu erkennen.“
In Kriftel gingen die Straftaten leicht zurück
Ein Blick auf die Zahlen zeigt, das Thema ist aktueller denn je: 2024 wurden bundesweit 78436 Fälle von Wohnungseinbruchdiebstahl (inklusive Versuchen) registriert, ein leichter Anstieg um 0,8 Prozent. Die Aufklärungsquote liegt bei 15,3 Prozent, der durchschnittliche Schaden pro Einbruch bei rund 3.800 Euro. Im Main-Taunus-Kreis stieg die Zahl der Straftaten insgesamt um 3,8 Prozent auf 10.712 Fälle, während die Aufklärungsquote bei 53,3 Prozent liegt. Die häufigsten Delikte sind Sachbeschädigung und Kfz-Diebstahl. Positiv: In der Gemeinde Kriftel gingen die Straftaten von 468 auf 455 Fälle zurück, ein Minus von knapp drei Prozent.
„Prävention wirkt – wenn man sie lebt“, sagt Bürgermeister Christian Seitz, der an diesem Vormittag ebenfalls vorbeischaut. „Die Sicherheit unserer Bürgerinnen und Bürger ist mir ein wichtiges Anliegen. Aktionen wie diese sensibilisieren und stärken das Bewusstsein dafür, dass jeder selbst etwas tun kann.“ So zeigt Kriftel auch in der dunklen Jahreszeit Präsenz: Polizei, Präventionsrat und Sicherheitsberater stehen sichtbar an belebten Orten, sprechen Menschen an, geben Rat und sorgen für ein Gefühl der Sicherheit.
Tipps und Unterstützung gibt es im Ordnungsamt Kriftel unter 06192/4004-65, ordnungsamt@kriftel.de oder direkt bei der Polizei unter praevention-pdmt.ppwh@polizei.hessen.de

