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DAS passiert in Kriftel

Vernissage auf hohem Kunst-Niveau

Seitz: „Diese Kunst kann sich sehen lassen!“

von Alexander van de Loo Bei den leckeren italienischen Süßspeisen und anderem klassischen Feingebäck möchte man sofort zugreifen. Sie sehen aber auch wirklich zum Anbeißen aus. Nicht etwa, dass sie auf der Ausstellungseröffnung am Mittwoch vergangener Woche dem geneigten Publikum gereicht wurden. Nein, sie sind einfach richtig gut gemalt - und hängen auch so appetitanregend zentral im Foyer des Rathauses. Künstlerin Karin Menzel hat mit ihrem Sujet darauf geachtet, dass man Lust auf mehr bekommt. Und da sei man schon beim Thema „Come and see“, erläuterte Barbara Heier-Rainer vom KünstlerKreis Kelkheim, die souverän durch den Abend führte.

Internationales Renommee

Für den Künstlerkreis, der nun in der „Krifteler Galerie“ im Rathaus mit über 50 Arbeiten von Barbara Heier-Rainer, Fariborz Mahmoudi, Karin Menzel, Susanne Messer, Margit Metthews, Sibylle Karola Möller, Thomas Munke, Olga Rodin, Sigrid Schauer und Dimitri Vojnov vertreten ist, stellt Kriftel als Ausstellungsort eine Premiere dar.

Gebäck in Öl - zum Anbeißen.
Künstlerin Karin Menzel hat mit ihrem Sujet darauf geachtet, dass man Lust auf mehr bekommt.                                                           Fotos: vdLoo

Der 1990 gegründete KünstlerKreis Kelkheim ist ein Kollektiv von rund 40 Künstlerinnen und Künstlern aus der Region. Sie haben in den galerieartigen Räumlichkeiten in der Parkstraße 2 in Kelkheim (Kunstraum 44) als Maler, Fotografen, Grafiker, Illustratoren, Literaten und Bildhauer zusammengefunden. Bei Ausstellungen in Ägypten und bei den Schwesterstädten in Frankreich und Großbritannien fand der Verein auch internationale Anerkennung.

Große Bandbreite

Künstlerin Barbara Heier-Rainer, an diesem Abend Moderatorin, feiert in ihrer Ansprache das Rathausfoyer. Endlich sei man in Kriftel angekommen, „ein würdiger Ausstellungsort!“ Künstlerkollegin Sibylle Karola Möller hatte vor etwa zwei Jahren die Bewerbung des KünstlerKreises abgegeben. Man habe sich dann dann auf ein möglichst offenes Thema geeinigt: Mit „Come and see“ wolle man das Publikum zum Dialog auffordern, so Heier-Rainer. Die Vielfältigkeit der Kunst werde abgebildet: Fotografien, abstrakte, surrealistische und naturalistische Malerei, Landschaften und Collagen.

„Bei uns im Künstlerkreis wird mit unterschiedlichsten Materialien und Techniken gearbeitet“, erklärte die Künstlerin. Um das zu zeigen, lud sie das Auditorium zu einem gemeinsamen Rundgang ein und erklärte Details, Machart, Hintergrund und die verschiedenen Techniken. Die Bandbreite reiche von den surreal verfremdeten Porträts eines Dimitri Vojnov über die realistische Malerei Karin Menzels bis hin zu den auf gebürstetes Holz aufgebrachten Fotografien botanischer Gewächse Margit Matthews.

Künstlerin neben Bild.
Künstlerin Barbara Heier-Rainer führte durch den Abend und die Ausstellung.

Da sprängen einen die in abstraktem expressionistischen Pinselduktus angelegten Farbexplosionen von Susanne Messer an. Ganz anders wirkten die spontanen Arbeiten von Sibylle Möller oder die „wie direkt vom Tisch weggeholten“ und in andere Sphären hinein fotografierten Tulpen von Thomas Muncke. Aufmerksamkeit bekam die auch auf der Einladung abgedruckte Epoxidharzkunst (Resin Art) von Olga Rodin. Durch energisches Gießen farbiger Harzschichten, die sich vermischen und durch Hitze ihre Dynamik entfalteten, spiegele jedes Kunstwerk den künstlerischen Schaffensprozess wider, klärte Heier-Rainer auf.

Eher zurückhaltend seien die neun kleinformatigen schwarz-weiß Arbeiten von Sigrid Schauer angelegt. Hier müsse man seine eigene Fantasie aufrufen.  „Richtig spannend“ seien die irakisch-deutsche Gegensätze künstlerisch aufnehmenden Gemälde Fariborz Mahmoudis. „Das Krifteler Rathaus hat ein so schönes Oberlicht, das bringt unsere Arbeiten zum Leuchten“, ergänzte Sibylle Carola Möller.

Kunst sehen und hören

Das traf genau den Nerv von Kriftels Bürgermeister Christian Seitz. Zwar sei das Wetter draußen regnerisch und grau wie die Wände. „Aber, es ist immer etwas Besonderes, wenn so schöne Kunst hier im Rathaus zu Gast ist“, freute sich Seitz. „Die kann sich sehen lassen!“ Wer schlechte Laune habe, könne durch die Werke an den Wänden den Alltag ein wenig aufhellen, lobte der Bürgermeister. An diesem Abend sei nicht nur inspirierende Kunst an der Wand zu sehen, sondern auch zu hören. Er spielte dabei auf die beiden Gitarristen Friedrich Wächterhäuser und Hennes Peter alias Traveling James an. Die glänzten virtuos mit ihren halbakustischen Gitarren mit Jazz Klassikern von Pat Metheny.

„Ein guter Mix“, stellte auch Dr. Frank Fichert fest. Der Vorsitzende des Kulturvereins Kriftel verwies auf die vielfältigen kulturellen Aktivitäten des Vereins für die Krifteler Bürger und die umliegenden Gemeinden. Kunst im öffentlichen Raum sei heute eher etwas Ungewöhnliches.

Heitere Stimmung

Mann mit Helm in Öl.
Dimitri Vojnov, karikiert in seinem grotesk anmutenden Selbstportrait den Mann mit dem Goldhelm von Rembrandt. Fotos: vdLoo

Manche Kunst löste tatsächlich Heiterkeit bei den Betrachtern aus. Wie zum Beispiel die surrealen Bilder von Dimitri Vojnov, die immer wieder Besucher anzogen. Der habe beispielsweise in seinem grotesk anmutenden Selbstportrait den Mann mit dem Goldhelm von Rembrandt karikiert, informierte Barbara Heier-Rainer ihre Zuhörer. „Nicht fragen, was ist das, sondern, was macht das mit mir“, das sei ihrer Meinung nach der richtige Umgang mit Kunst, so Heier-Rainer weiter.

Die Besucherinnen und Besucher der Vernissage lobten das hohe Niveau der Ausstellung. Susanne Bunte, selbst Künstlerin aus Hofheim, lobte: „Das ist eine richtig anspruchsvolle Ausstellung.“ Kunstkenner Helmut Noé aus Flörsheim konnte dem nur zustimmen. Die kenntnisreichen Erklärungen während der Führung hätten es ihm angetan. „Mal was anderes“, so der ehemalige Druckereifachmann. 

Die Ausstellung im Krifteler Rathaus kann noch bis zum 21. Mai besucht werden, und zwar montags bis mittwochs von 8 bis 12 Uhr, donnerstags von 16 bis 18 Uhr und freitags von 8 bis 12 Uhr.