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Schulmuseum: Zeitkapsel an der WGS

In Hessen einzigartiges Kleinod – Janecke leitet Museum mit Energie und Ausdauer

Am Samstagabend wurden in der Aula der Weingartenschule gleich zwei Jubiläen groß gefeiert: Das Schulmuseum gibt es mittlerweile seit 35 Jahren, den „Förderverein Schulmuseum“ bereits 40 Jahre. Hausherr Wolfgang Janecke hatte harte Konkurrenz. Zur selben Zeit stand noch ein anderer gelernter Lehrer auf der Bühne bereit, um sein Publikum zu unterhalten: Thomas Gottschalk beendete im ZDF zum dritten Mal „Wetten, dass…?“. Lehranstalt versus Sendeanstalt quasi.

Bei dieser Konkurrenz, bemerkte Janecke später verschmitzt, sei er umso dankbarer, dass so viele Freunde und Förderer den Weg in das Schulmuseum gefunden hatten. Sogar ehemalige Schülerinnen und Schüler konnte er begrüßen. Seine Weggefährten wüssten dieses „in Hessen einzigartige Kleinod“ sehr zu schätzen, das 1988 als Zeitkapsel Teil „einer lebendigen Gesamtschule“ wurde. 

Janecke mit Musiker/innen.
Der Museumsleiter mit Referenten, Gratulanten und Musiker/innen.

Auch wenn Schuldezernent Axel Fink familienbedingt absagen musste, so konnte sich Jubilar Janecke über ein unerwartetes Highlight freuen. Der ehemalige Landrat Berthold Gall ließ es sich nicht nehmen, mit schönen Worten zu grüßen - pointiert vorgetragen von Gabriele Wormsbächer, Mitspielerin des Wiener Genuss-Quartetts. Gall lobte in seiner E-Mail Janecke aufgrund seiner Energie und nie nachlassenden Ausdauer für sein Museum. Das Museum sei für den Main-Taunus-Kreis ein großes Aushängeschild. Hier könne sich jeder mit „an den Ohren ziehen“ und „in die Ecke stellen“ in frühere Pädagogik hineinversetzen. Etwas Strenge sei durchaus eine gute Schule für die spätere Entwicklung, so der Landrat. Heute könne kaum noch ein Lokalpolitiker mit dieser Meinung antreten, beeilte er sich hinterherzuschicken. Er wünsche dem Jubilar weiterhin viel Erfolg.

Nachfolge geregelt!?

Die Kardinalfrage, wer Wolfgang Janecke einmal nachfolgen werde, wurde an diesem Abend aufgegriffen: Elke Wetterau-Bein, die ehemalige Direktorin der WGS, wurde herzlichst auf die Bühne gerufen. Sie habe ja jetzt eine lehrfreie Zeit und das könne sie doch bestens nutzen, um das Schulmuseum zu leiten. Die etwas überrascht wirkende ehemalige Schulleiterin erbat sich jedoch ein wenig Zeit, um „bei ihm in die Lehre zu gehen“. Sie könne sich aber durchaus vorstellen, „im strengen Kostüm und mit Rohrstock“ die eine oder andere Klasse in die Pflicht zu nehmen, sagte sie schmunzelnd. Man wird also sehen.

Wien, die Geburtsstadt von Wolfgang Janecke, war ein Leitthema des Abends. 1945 habe er dort das Licht der Welt erblickt. Auch Pianistin Ilona Bierwirth, die nach dem launigen Intermezzo der Weingartenschülerin Michaela Miletic (Klasse 8a) das Klavier bespielte, parlierte im donauländischen Idiom mit ihrem langjährigen Freund Janecke. Thema Schule auch bei den Klavierstücken: Franz Schubert zum Beispiel, sei fünf Jahre widerwillig Hilfslehrer gewesen. Danach habe er nur noch komponieren wollen. „So kann es gehen mit Lehrern“, scherzte der gut gelaunte Museumsleiter. In gute Stimmung versetzt habe ihn auch die unverhoffte Spende der Taunus Sparkasse in Höhe von 1220,53 Euro. Initiiert worden sei das von Wolfgang Kollmeier, dem ehemaligen Schuldezernenten. „Dafür meinen Dank!“ So könne es ruhig weitergehen. Denn Geld fehle einem solchen Projekt natürlich an allen Ecken und Enden.

Der Mensch macht’s

Wiener Schmäh beim Genuss-Quartett.
Das Wiener Genuss-Quartett mit Joachim Wormsbächer (Geige), Rita Batzel (Akkordeon), Gabriele Wormsbächer (Cello), und Norbert Batzel (Rhythmus).

Nicht gefehlt hat an diesem Abend Bürgermeister Christian Seitz. Er habe sich auf diesem Abend sehr gefreut, wie er in seiner Rede betonte. Er habe sogar einige alte Lehrer aus seiner eigenen Schulzeit in der WGS erspäht. Bei der prominent besetzten Einweihung des Schulmuseums 1988 sei er als Schüler beeindruckt dabei gewesen. Janecke („mit langem Atem“) sei das beste Beispiel, dass es bei guten Ideen auch auf gute Umsetzung ankomme. Der passende Mensch sei eben die beste Art von Wissensvermittlung.

Mit seinem alten Freund Wolf von Wohlzogen unternahm der Museumsleiter mit einer Podiumsdiskussion eine kleine Zeitreise in die damalige dynamische Zeit um die Entwicklung des Frankfurter Museumsufers. Kennengelernt 1970 beim Studium in Frankfurt seien beide an Museumspädagogik interessiert gewesen. Beide referierten unter anderem über ihre Erfahrungen in der Museumspädagogik. Einer der Berührungspunkte der beiden sei die Ausstellung über Anne Frank in Kriftel gewesen. Durch die Erfahrung im Arbeitskreis Museumspädagogik Hessen seien sie zu dem Resümee gelangt: „Gute Museumsarbeit ist nicht nur Arbeit, es ist schwere Arbeit“.

Weiter ging es mit dem Wiener Genuss-Quartett mit Joachim Wormsbächer (Geige), Rita Batzel (Akkordeon), Gabriele Wormsbächer (Cello), und Norbert Batzel (Rhythmus). Es schöpfte aus dem tiefen Fundus des Wiener Liedguts. Das „Fiakerlied“ und so manch andere wein- und rührseligen Lieder wurden zum Besten gegeben. Lyrik auf wienerisch rezitiert.

Abschließend unterhielt der Privatdozent an der Frankfurter Uni, Mario Becker, sein Auditorium mit verblüffenden Fakten rund um Erziehung und schulische Ausbildung im alten Rom. So sprach Caesar besser griechisch als Latein („schon gewusst“?) und hatte „mit Sicherheit“ sein Abitur. Reiche Eltern legten großen Wert auf die Ausbildung ihrer Söhne. Die war teuer. Bestes Beispiel: Der berühmte Philosoph Aristoteles war der Privatlehrer von Alexander dem Großen. Das war Luxus. Ansonsten wurde unter freiem Himmel auf dem Forum Romanum unterrichtet. Maximal zehn Schüler, kleinste Klassen. Ein Konzept, das Becker auch für die heutige Zeit empfahl. Das Buffet wurde von der Familie Janecke bereitgestellt. Mit Wein, Häppchen und vielen Gesprächen rund um das Thema Schule klang der feierliche Abend im Forum der Weingartenschule aus. Alexander van de Loo