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DAS passiert in Kriftel

Wohnprojekt mit Vorbildfunktion

Holzbau-Projekt mit Modellcharakter für Hessen

Der Blick auf die Anlage aus der Vogelperspektive.
Aus der Vogelperspektive: Die Lage neben der Kita.

Der Vertrag für den Bau von 48 Sozialwohnungen an der Raiffeisenstraße ist unterschrieben: Die Geschäftsführer der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft (Gewobau), Franz Jirasek und Harald Treber, haben ihn am 28. Januar mit dem Generalunternehmer AH-Aktivhaus aus Stuttgart rechtsverbindlich abgeschlossen. Am Mittwoch trafen sich die Verantwortlichen beider Seiten gemeinsam mit den Planern des Architekturbüros, um vor Ort auf den Start eines ganz besonderen „Modellprojektes“ anzustoßen, der nun bald für die Öffentlichkeit „sichtbar“ wird.

Außenansicht der Gebäude.
Jede Wohnung hat einen Balkon/Freisitz.

Vier Wohngebäude in einer drei- bis viergeschossigen Bauweise mit 48 Wohneinheiten auf 3.611 Quadratmetern Wohnfläche sollen entstehen - am Ortseingang von Kriftel mit guter Anbindung an die Autobahn und unverbauter Sicht auf die Krifteler Obstwiesen. Zur Vermietung stehen dann ab Herbst 2023 Ein- bis Fünfzimmerwohnungen für Menschen mit geringem und mittlerem Einkommen.

Der Auftragswert für die schlüsselfertige Errichtung mit Herstellung der Außenanlagen einschließlich Parkplätzen beträgt 14,87 Millionen Euro. Die Kosten für das Gesamtprojekt einschließlich Ingenieur- und Architektenkosten sowie Kosten für das Grundstück betragen rund 17,5 Millionen Euro.

Die Gewobau rechnet mit Zuschüssen von Land und Bund in Höhe von insgesamt 3,6 Millionen Euro. 6,5 Millionen Euro sollen über ein Bankdarlehen finanziert werden, 6,7 Millionen Euro über ein öffentliches zinsloses Darlehen. Der Grunderwerb erfolgte aus Eigenmitteln.

Innovativ und vorbildlich

„Die Wohnungswirtschaft der Gemeinde erstreckt sich zurzeit über insgesamt 264 Wohnungen im Eigentum beziehungsweise Belegungsrecht. Im Vergleich zu anderen Städten und Gemeinden verfügt Kriftel damit bereits jetzt über ein beachtliches Angebot von günstigem Wohnraum. Nun kommen weitere 48 Wohnungen hinzu“, so der Aufsichtsratsvorsitzende der Gewobau, Christian Seitz nicht ohne Stolz. „Ein Meilenstein in der Geschichte Kriftels“, betont auch Franz Jirasek. „Jetzt kann das mit Abstand größte Projekt, das die Gesellschaft in ihrer 50-jährigen Geschichte gestemmt hat, starten.“ Aufgrund der innovativen Holzmodul-Bauweise gilt es als beispielgebend.

„Die Gewobau Kriftel möchte mit diesem Bauvorhaben im Bereich des geförderten Wohnungsbaus ein Pilotprojekt in der Region starten, welches vorbildhaft für nachfolgende Projekte sein soll“, ist er überzeugt. Partner sind dabei die Gewobau, das Architekturbüro Klose + Sticher (AKS) aus Bad Homburg sowie ein Spezialist für den modularen Wohnungsbau (Holzbauelementen), „AH-Aktivhaus“ aus Stuttgart, der als Generalunternehmer die Wohnungen schlüsselfertig übergibt. „Ich freue mich sehr, dass es gelungen ist, bei diesem Projekt drei Partner zusammenzubringen, die gleichermaßen für die Idee der Nachhaltigkeit brennen. Wir arbeiten von Beginn an äußerst vertrauensvoll zusammen“, betont Jirasek. Man wolle zeigen, dass sozialer Wohnungsbau auch nachhaltig möglich ist. Und das erfordere einiges an Mut - gerade auch in einer Zeit, in der die Rohstoffpreise explodieren und es am Bau immer wieder zu Materialengpässen komme, so der Geschäftsführer und Erste Beigeordnete der Gemeinde.

Alle Beteiligten sind vom Rohstoff Holz überzeugt: „Er ist natürlich nachwachsend, ressourcenschonend und hat eine sehr gute CO² Bilanz. Eine weitere positive Auswirkung für die Bewohner hat Holz auf die Gesundheit und das Raumklima“, so Geschäftsführer Hubert Nopper von AH-Aktivhaus.

Neben den Aspekten der Nachhaltigkeit hatten während der gesamten Planungsphase immer auch die Bedürfnisse der zukünftigen Bewohner größte Priorität. „Ziel ist es, eine möglichst hohe Wohnqualität über alle Lebensphasen für unterschiedliche Nutzer zu ermöglichen – mit flexiblen, gut möblierbaren und Licht durchfluteten Wohnungsgrundrissen. Ein zur Begegnung einladender zentraler Platz und eine attraktive Gestaltung des Außenraumes fördern die Identifikation der Bewohner mit ihrem Quartier“, unterstreicht Christina Klose vom Architekturbüro Klose + Sticher.

Ökologisch, nachhaltig und gesund

Bei der Planung des Projektes habe der Fokus von Beginn an auf Nachhaltigkeit und klimaschonendem Bauen gelegen, so Jirasek. „Die Elementbauweise nach einer Holz-Vorfertigung ist ökologisch, nachhaltig und gesund. Die Holzbauweise spart Zeit und damit auch Kosten, wenngleich der Holzbau rund 10 Prozent teurer ist als konventionell errichtete Gebäude“, so Jirasek. Dafür sinke durch den hohen Energiestandard die monatliche Belastung für die Mieter deutlich.

Entwickelt wurde das sogenannte Aktivhaus vom Stuttgarter Architekt und Bauingenieur Prof. Dr. Werner Sobek, dem Gründer von aktivhaus. Seine Überzeugung: „Angesichts der zur Neige gehenden Ressourcen und der Folgen der Erderwärmung können und dürfen wir nicht mehr so bauen wie bisher. Unsere Häuser müssen wesentlich leichter werden als bislang. Sie müssen weniger Ressourcen verbrauchen, langfristig haltbar sein, aber natürlich auch vollständig recycelbar sein. Und sie dürfen keine CO2-Emissionen mehr erzeugen.“

Eine Ansicht von der Zufahrtstraße her.
Ein Treffpunkt vor den Gebäuden.

Die Stromversorgung der Wohngebäude soll zudem über Photovoltaikanlagen auf den begrünten Flachdächern erfolgen. Geheizt werden sie über zwei effiziente Wärmepumpenanlagen. Die Regenwasserentwässerung erfolgt über Versickerung auf dem eigenen Grundstück beziehungsweise über Zisternen für eine Regenwasserbewirtschaftung. Lademöglichkeiten für E-Autos und E-Fahrräder werden vorgesehen. Im Keller wird ein Stromspeicher stehen. Alle Wohnungen sind barrierefrei.

Bezug im Herbst 2023 geplant

Zurzeit wird der Bebauungsplan „Vorm Zeilsberg“ zum Abschluss gebracht. In der nächsten Sitzung der Gemeindevertretung am 3. März 2022 wird über die Offenlage beschlossen. Die Rechtskraft des Bebauungsplanes und der Baugenehmigung werden im Juli 2022 erwartet.

Im August dieses Jahres soll mit den Erdarbeiten begonnen werden. Bezugsfertig sollen die Wohnungen, wenn alles gut läuft, im Herbst 2023 sein. Animationen: AKS; Architekturbüro Klose + Sticher, Bad Homburg


Gewobau-Wohnprojekt „Raiffeisenstraße“ - Daten und Fakten

Projekt:                

  • vier Einzelgebäude mit drei bzw. vier Geschossen
  • 48 Wohneinheiten
  • 3611,45 Quadratmeter Wohnfläche
  • 4.285 Quadratmeter Grundstücksgröße
  • 1-Zimmer- bis 5-Zimmer-Wohnungen
  • 30 Wohnungen für Mieter mit geringem Einkommen
  • 18 Wohnungen für Mieter mit mittlerem Einkommen
  • jede Wohneinheit verfügt über eine/n eigene/n Terrasse/Balkon/Loggia bzw. Dachterrasse
  • alle Wohnungen sind barrierefrei (Aufzüge vorhanden)
  • sechs Wohneinheiten entsprechen den Vorgaben „rollstuhlgerecht“
  • durchweg Vermietung vorgesehen; Vermieter: Gewobau
  • 48 Stellplätze für PKW, davon 6 Stellplätze behindertengerecht
  • Fahrradstellplätze

Nachhaltigkeit:      

  • Holzmodulbauweise mit KFW-Effizienzhaus 55 Standard und Erneubarer-Energien-Klasse entsprechend den Anforderungen der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG)
  • Stromversorgung über Photovoltaikanlagen auf den begrünten Flachdächern
  • Batteriespeicher im Keller
  • produzierter Strom wird über Mieterstrommodell direkt durch die Mieter verbraucht
  • Wärmeerzeugung/-versorgung über zentrale Luftwärmepumpenanlage
  • Regenwasserentwässerung erfolgt über Versickerung auf dem eigenen Grundstück bzw. über eine Retentionszisterne
  • zum Teil Fassadenbegrünung geplant
  • drei E-Ladestationen für Autos und elf für Fahrräder
  • Nachrüstung aller Stellplätze mit Ladesäulen möglich
  • öffentliche Ladesäule für zwei Pkw auf angrenzendem Kindergarten-Parkplatz geplant
  • alle Baustoffe im Holzmodulbau können bei Instandhaltung und am Ende des Lebenszyklus sortenrein getrennt/rückgebaut und dem Wertstoffkreislauf zugefügt werden