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DAS passiert in Kriftel

Weingartenschule begrüßt neue Schüler

Schulleiterin betont: „Traut euch und habt keine Angst!“

Alles ist so anders an diesem Dienstag. Voll normal eben. Einschulung im Jahre 2022. Man begrüßt sich, fällt sich in die Arme. Die Stimmung ist gelöst und zuversichtlich. Endlich alles wieder wie früher. Diesmal flattern keine rotweißen Absperrbänder vor dem Eingang der Weingartenschule in Kriftel im Wind. Aufatmen ist angesagt. Ohne Maske, ohne 3G-Regeln und ohne Kontrollen der Schnelltests vor der Schule für nur eine erlaubte Begleitperson. Stattdessen: Die Gesichter strahlen, man lächelt sich an, die Sonne scheint.

Vor dem Eingang, auf dem Boden: Gute Wünsche für die neuen Fünftklässler. Aufgemalt am Tag zuvor von den älteren Schülerinnen und Schülern. Man kann sie noch lesen, obwohl es in der Nacht geregnet hat. „Wir freuen uns auf euch“, „Hier bleibt keiner allein“, „Das wird eine gute Zeit“ und ähnlich Aufmunterndes steht mit bunter Kreide auf dem Boden vor dem Eingang der Weingartenschule geschrieben. Die Inhalte kommen klar und deutlich rüber an die richtige Zielgruppe. An Eltern, Verwandte und vor allem an die Kinder.

Viel Engagement

Gutes und Vertrautes ist wieder da. Das Eltern-Café zum Beispiel. Reichlich Kaffee, Kuchen und Getränke, gestiftet und gebacken von den Eltern der Sechstklässler. Direkt aus dem Fenster in den Schulhof gereicht. Alle sind froh, dass es wieder normal läuft in der Schule. Auch die bestens aufgelegte und gut gestimmte Band samt Chor, geleitet von Musiklehrerin Carolin Acker, kann wieder in voller Besetzung auftreten. Seit zwei Jahren dürfen sie zum ersten Mal wieder die Neuen mit Musik begrüßen. Mit zwei Liedern stimmen sie die Anwesenden ein. „Kings & Queens“ von Ava Max und „What Makes You Beautiful“ von One Direction sind die passenden Titel. Solistin Melisa trifft die Töne.

Stimmig auch die Ansprache von Direktorin Elke Wetterau-Bein. Da ist viel die Rede davon, wie gut die Schüler in ihrer neuen Schule angenommen werden. „Habt keine Angst!“, ruft sie ihnen zu. Eine Menge helfende Mentoren, aus den 10. Klassen rekrutiert, stünden an ihrer Seite. Das sind Paten für die Klassen, Ansprechpartner das ganze Jahr über. Sie wollen unterstützen und helfen, damit die Kinder sich von Anfang an wohl und willkommen fühlen. Dann erhält jedes Kind seine Sonnenblume - gestiftet vom Förderverein.

Endlich ohne

Was an diesem sonnigen Dienstag noch geübt werden muss, sind die Begrüßungen. Ein lautes und fröhliches „Guten Morgen“ schallt es von der Schulleiterin im Forum der WGS den Eltern entgegen. Etwas verblüfft reagieren die Angesprochenen erst leise und verhalten, um dann in voller Inbrunst beim zweiten Mal zu antworten. Ein solches Gemeinschaftserlebnis geht nur ohne Maske. In den Gesichtern kommt Freude auf. Alle blicken hoffnungsfroh auf den neuen Lebensabschnitt ihrer Kleinen. Eine davon ist Asiya al Hassan, elf Jahre alt. Sie ist mit Mutter Jennifer hier und kommt in die H5a. Kunst sei ihr Lieblingsfach und neue Freunde möchte sie hier finden, antwortet sie auf Nachfrage. Ihr großer Bruder hat die schon lange. Auch er geht in die Weingartenschule. „Läuft super hier“, gibt er seiner Schwester mit auf den Weg. Mutter Jennifer ist froh, dass die Pandemie erst einmal hinter ihnen liegt.

Fragen lohnt sich

Kennenlernen können sich an diesem Dienstag sieben Klassen mit insgesamt 169 neuen Schülerinnen und Schülern. Laut Direktorin Elke Wetterau-Bein gebe es in den nächsten Jahren viele „neue Lerngebiete“ zu entdecken: „Physik, Chemie, Spanisch, Französisch, Latein oder Powi zum Beispiel.“ Meist noch Fremdworte für die Kinder. Aber das Kollegium werde alles dafür tun, um mögliche Klippen zu umschiffen. „Ich bin seit 22 Jahren an der Weingartenschule“, ruft die Schulleiterin ins Auditorium. „Und ihr müsst nur sechs Jahre schaffen“, beruhigt sie die Neulinge. Dann erklärt sie die Abkürzung WGS: Wir. Gemeinsam. Stark. Das sei das Motto der Schule. „Wer mit Spaß lerne, der könne auch gut lernen“, lautet Wetterau-Beins Resümee. Dazu gehöre unbedingt auch der Mut, Fragen zu stellen. Auch wenn nicht alle mehr den Slogan der Kinderserie Sesamstraße kennen, so bliebe er doch richtig. „Wieso, weshalb, warum? Wer nicht fragt, bleibt dumm“. „Also heißt es für Euch: fragen, fragen, fragen“.

Gut vorbereitet

Fragen hatte auch Mutter Katharina Neumeier. Die Kriftelerin ist mit ihrer zehnjährigen Tochter Marie (G5b) heute hier. Die WGS sei eine offene Schule, Sprachen würden gefördert, das finde sie gut. Die Tochter wünscht sich neue Freunde und neue Motivation in ihren Lieblingsfächern Mathe und Sport. Gut aufgehoben fühlt sich auch Jessica Beitz. Sie ist die Mutter von Eric, zehn Jahre alt. Er wird die R5a besuchen. Für sie sei die WGS im Vergleich zu anderen Schulen gut durch die Coronakrise gekommen. Sie kommt aus Hofheim und hat sich bewusst für die WGS entschieden. Auch die Nachmittagsangebote seien sehr stimulierend, wirft der Vater von Erik ein.

Ob die Masken wohl wiederkommen? „Am besten nie wieder“, antwortet Elke Wetterau-Bein klipp und klar. Lernvermittlung, Kommunikation und Konzentration hätten schon genug gelitten. Wenn nun aber ein neues Virus käme, sei man vorbereitet. Schließlich habe die Schule schon so einige Szenarien hinter sich gebracht. Die Pläne lägen in der Schublade. Dass Schulen abermals wegen Corona geschlossen werden, sei kaum vorstellbar. Keiner der Verantwortlichen in Land und Bund sei dafür. Auch Schulleiterin Wetterau-Bein möchte gemeinsam mit dem Kollegium die Schülerinnen und Schüler gut durch Herbst und Winter bringen. Man habe in der Pandemie gelernt, was Corona-Einschränkungen für die Psyche der Kinder bedeuten. Direkte Kommunikation sei wichtig für die emotionale Entwicklung gerade der Fünftklässler. Kinder lernten motivierter und gründlicher, wenn sie die Mimik der Beteiligten sehen – live und nicht auf dem Bildschirm. Alexander van de Loo