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Schäfers feierten Goldene Hochzeit

Goldene Hochzeit von Hedwig und Bernhard Schäfer

Der erste Eindruck in der Taunusstraße: ein Riesengelände. Hinter dem schönen Wohnhaus der Schäfers, gebaut 1928 von dem Großvater Hedwig Schäfers, steht noch der alte, große Schuppen. Ein stummer Zeuge der einst jahrzehntelang emsig von den Schäfers betriebenen Landwirtschaft. Nebenan wächst ein Neubau heran. Viel Platz, der beindruckt. Genau wie die Goldene Hochzeit der beiden Eheleute. 50 Jahre Ehe. Das können nun wirklich nicht viele von sich sagen. Im gemütlichen Wohnzimmer ist zur Feier der Jubilare die Familie zusammengekommen. Auch Bürgermeister Christian Seitz fehlt nicht.  Er erhebt die Stimme und ein Glas Sekt, als er seine kleine Laudatio auf die Eheleute hält. Viele haben gratuliert. Darunter der Hessische Ministerpräsident Volker Bouffier und einige politische Prominenz aus dem Kreis. Das Ehepaar ist bekannt und beliebt in Kriftel. Immer wieder klingelt es an der Tür und Gratulanten schauen vorbei. Als Seitz launig bemerkt, Schäfer habe sich im Gegensatz zu ihm kaum verändert, schmunzelt dieser. Es war halt doch eine lange Zeit, „die 50 Jahr.“

Auf den zweiten Blick

Etwas länger hatte es damals schon gedauert, bis die zwei - er 25, sie 16 Jahre alt - zueinander fanden. Sofort gefunkt hat es nicht, es war eher Liebe auf den zweiten Blick. Aber da sieht man dann vielleicht auch besser. Auf jeden Fall waren beide als Kinder zweier Landwirte Mitglieder der Jugendgruppe der Landjugend Main-Taunus.

Da gab es wöchentliche Treffen. „Letztlich eine Art Heiratsmarkt für die in der Landwirtschaft tätigen“, kommentiert Schäfer lachend. Eine Art Vorläufer des TV-Events „Bauer sucht Frau“.  „Wie viele Wochen es genau waren, bis sich die zwei näherkamen, wissen sie selbst nicht mehr so genau.“ Wir hatten eben viel Landwirtschaft, also viel Arbeit“, erklärt sich der Hausherr. Wenig Zeit zum Turteln. Aber nach einem Jahr haben sich die beiden dann schon mal privat verabredet. Und siehe da, es passte. Trotzdem dauerte es noch ein Weilchen. Ostern 1971 verlobt, am 28. Dezember geheiratet. „Wir hatten eben nur zwischen den Jahren kurz Zeit, um zu heiraten“, erläutert Hedwig Schäfer. Sonst habe die Arbeit auf den Feldern und dem Hof keine Lücke gelassen.

Ein erster Urlaub

Gemeinsam haben sie den Hof und ihre Felder bewirtschaftet. Hedwig Schäfer fuhr mit dem Traktor zur Jahrhunderthalle. Tagaus, tagein. Da lag ein Teil ihrer Felder.  Die Elemente bestimmen das Leben in der Landwirtschaft. Zeit für Muße ist kaum da. „Wir hatten immer mehr Arbeit, als Zeit“, resümieren beide. Erst 1990 gönnen sich die zwei ihren ersten Urlaub. „Drei Tage München“, erinnert sich Schäfer, „haben uns schwer beeindruckt“.  Besonders das Deutsche Museum blieb in Erinnerung. Ebenso das U-Boot als Filmset von dem Kinofilm „Das Boot“ auf dem Bavaria Filmgelände.

Der falsche Grieche

Später ging es dann auch schon mal nach Mallorca und Teneriffa.  Weil er tagtäglich draußen auf seinen Feldern war, sei er immer braun gewesen. Da wurde er öfters für einen Südländer halten, Italiener, Spanier oder Grieche. Alles war drin. Schäfer lacht. Und gibt mit hessischem Zungenschlag ein Bonmot zum Besten: „Ich kriech‘ durchs Land, das ist mein Griechenland“. Als Bauer bliebe er eben seiner Scholle in Kriftel und Umgebung treu. Nur noch vier seiner Art gäbe es noch, lautet seine Bilanz.  An Kriftel schätzen Schäfers „die schöne Gemeinschaft“. Auch und gerade die Kerbegemeinschaft. Da gebe es noch Nachwuchs, freut sich Schäfer auf die Zeiten nach Corona. Geborener Krifteler, wie seine Frau, ist er nicht.

Der 81jährige ist in Frankfurt-Zeilsheim zur Welt gekommen. Mit Ehefrau Hedwig hat er drei Kinder großgezogen. Inzwischen hat er sechs Enkel im Alter von ein bis 27 Jahren.

In der Gemeinde aktiv

Der gerne auch mal humorvollen Bemerkungen aufgelegte Schäfer war 25 Jahre lang Ortslandwirt in Kriftel. Vor einigen Jahren hat er zwar altersbedingt die eigene Landwirtschaft aufgegeben. Von 1996 bis 2010 war er Erster Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft (AG) Landwirtschaft und Obstanbau in Kriftel. Auch sonst ist Schäfer in Kriftel aktiv: 15 Jahre lang war er für die CDU in der Gemeindevertretung, er war im Verwaltungsrat der katholischen Kirche und er ist nach wie vor in der Kerbegesellschaft aktiv. Seit 1995 ist Schäfer außerdem als Wildschadenschätzer für die Gemeinde tätig. Immer noch, wie er betont.

Seit er kein Landwirt mehr ist, haben sich seine Gewohnheiten geändert. Früher hätten sie von 5 Uhr morgens bis 22 Uhr abends gearbeitet. „Aber wenn ich heut´ um 5 Uhr aufstehen würde, wüsste ich gar nicht, was ich drei Stunden lang bis 8 Uhr mache soll“, sagt er verschmitzt. Also schlafe er lieber drei Stunden länger. Es sei ihm gegönnt. 

Alexander van de Loo