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DAS passiert in Kriftel

Projekt E-Mobilität erfolgreich

E-Autos im Bauhof-Fuhrpark haben sich im kommunalen Einsatz bewährt

Alles fing damit an, dass der Piaggio Porter, mit dem Ljubo Polic täglich 300 Mülleimer in Kriftel leert, wegen erheblicher Mängel nicht mehr einsetzbar war. „Wir mussten über eine Neuanschaffung nachdenken“, so der Erste Beigeordnete Franz Jirasek. Da das Fahrzeug nur innerhalb des Ortes eingesetzt wird und der Fahrer an „jeder Ecke“ anhalten muss und aussteigt, bot sich auch aus Gründen des Umweltschutzes ein E-Auto an. Auch Wassermeister Drago Knezevic, der ebenso nur im Gemeindegebiet und oft von Haushalt zu Haushalt unterwegs ist, um beispielsweise Wasserzähler auszutauschen, hatte ebenfalls kein geeignetes Gefährt mehr.

Auf der Suche nach möglichen Fördergeldern für zwei E-Autos landete Michael Walter, Leiter des Fachbereiches „Tiefbau/Betriebshof“, bei der Innovationsförderung des Landes Hessen – und es gelang der Gemeinde Kriftel, als erste hessische Kommune, ins Forschungsförderprogramm „Förderung der Elektromobilität“ der Hessen Agentur Eingang zu finden. Das war im Mai 2019. In dem als Technologieerprobung beantragten Forschungsprojekt sollte fortan in der Praxis erprobt werden, ob sich Elektrofahrzeuge im kommunalen Einsatz bewähren. Projektstart war dann im Herbst 2019. Zwei Ladestationen wurde als Teil des Projekts an der Begrenzungsmauer des Bauhofs an der Rossertstraße installiert.

Regelmäßige Berichte

Die Gemeinde musste sich mit einer ausführlichen Projektskizze um die Gelder bewerben – und bis Dezember 2021 in insgesamt vier Zwischenberichten jeweils Ende April und Ende Oktober dokumentieren, wann und wofür die Autos genutzt, wie oft sie betankt werden und wie sie sich im Betrieb bewähren. Ziel sollte es sein, mit dem Projekt und begleitender Pressearbeit einen Beitrag zur Steigerung der Attraktivität und Sichtbarkeit der Elektromobilität zu leisten. Zum Ende des Projektes wurde ein umfangreicher Abschlussbericht erstellt und eingereicht.

„Die strengen Vorgaben der Mittelbewirtschaftung in den einzelnen Projektjahren verkomplizierten das Verfahren. Umso erfreulicher ist es, dass alle Anforderungen eingehalten werden konnten und wir mit den tatsächlich geleisteten Gesamtausgaben in Höhe von 109.232,85 Euro lediglich 1.232,58 Euro über der geplanten Gesamtsumme von 108.900 Euro geblieben sind“, freut sich Michael Walter. Die bewilligte Landesförderung von 54.400 Euro wurde vollständig ausgezahlt.

„Ein großer Aufwand, aber er war es wert“, betont der Erste Beigeordnete Franz Jirasek. Die Fahrzeuge – ein Goupil G4 mit Gitteraufbau und ein Street Scooter Work mit Box –wurden nach Abschluss des Forschungsprojektes in das Gemeindeeigentum übernommen.

Kurze Wege in Kriftel

„Die Vermutung, dass sich Elektrofahrzeuge für den kommunalen Einsatz besonders eignen, weil an die Reichweite und die Ladeinfrastruktur keine besonderen Anforderungen gestellt werden, hat sich bestätigt“, so Jirasek. „In Kriftel gibt es kurze Wege, die Fahrzeuge haben sich bewährt.“

Die Gemeinde betreibe seit einigen Jahren das Projekt „So mobil ist Kriftel“. Hier sind der zeitweise Fahrradverleih am Bahnhof, ein von der Gemeinde seit 2018 betriebenes, App-gestütztes Carsharing Projekt, ein durch Engagement der Gemeinde gut ausgestatteter Bahnhof mit geschützten Fahrradständern, P+R-Plätzen, Mietboxen für Fahrräder, zwei Fahrradreparaturstationen sowie zwei Elektrotankstellen am Bahnhof und am Rathaus entstanden. Für Dienstfahrten der Gemeindeverwaltung wird bereits seit längerem ein Elektro-PKW der Marke Renault eingesetzt.

„Die Anschaffungskosten von Elektrofahrzeugen sind tatsächlich deutlich höher als die vergleichbarer, kraftstoffbetriebener Fahrzeuge. Dieser Sachverhalt wird jedoch durch Investitionszuschüsse sowie deutlich niedrige Betriebskosten relativiert“, so Jirasek. Ein großer Teil der Komponenten von Elektrofahrzeugen habe zudem eine deutlich längere Lebenserwartung als bei kraftstoffbetriebenen Fahrzeugen. Beide Fahrzeuge konnten bequem nachts geladen werden. Während ihres Einsatzes im Rahmen des Projektes haben sie eine Laufleistung von 7.348 Kilometern (Street Scooter) und 11.565 Kilometern (Goupil) erzielt.

„Die Fahrzeuge wurden von den sie nutzenden Werkern angenommen und gerne gefahren. Insofern wirtschaftliche Rahmenbedingungen dies zulassen, sollen auch weiterhin elektrisch betriebene Kommunalfahrzeuge eingesetzt beziehungsweise angeschafft werden“, zieht der Erste Beigeordnete eine positive Bilanz.

Foto: Der Erste Beigeordnete Franz Jirasek (li.) und Michael Walter, Leiter des Fachbereiches Tiefbau/Bestattungswesen/Betriebshof (re.), mit den neuen E-Autos im Februar 2020. Ljubo Polic (2. V. li.) und Drago Knezevic (2. V. re.) freuten sich auf die Erprobung im Arbeitsalltag.