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Jagd: "Die fetten Jahre sind vorbei"

Jagdvorsteher Edelbert Hoss: „Die fetten Jahre sind vorbei“

„Zuerst die erfreuliche Nachricht: Wir hatten in der vergangenen Jagdperiode keinen Jagdunfall und es wurden auch keine Wildschäden gemeldet“, bilanzierte Jagdvorsteher Edelbert Hoss vergangene Woche bei der Jahreshauptversammlung der Jagdgenossenschaft im Rat- und Bürgerhaus. „Nun wird es etwas trauriger: Die fetten Jahre sind vorbei.“ Der Bestand an Kaninchen sei überschaubar, das Rehwild werde oft Opfer des Straßenverkehrs, Greifvögel seien geschützt, obwohl aufgrund der Deponie in Wicker ein erhöhter Bestand existiere, der Feldhamsterbestand könne sich daher nicht erholen.

„Wer ist schuld an den Unzulänglichkeiten“, fragte er in die Runde aus zwölf Jagdgenossen und Vertretern der Gemeindeverwaltung. „Ist es der Klimawandel, der Unverträglichkeiten für manche Tierarten mit sich bringt? Sind es Krankheiten und Seuchen, die von außerhalb eingeschleppt werden? Ist es die Bevölkerungsdichte im Rhein-Main-Gebiet oder der Strukturwandel vom Obstbau zur Landwirtschaft im Jagdgebiet?“ Auch die Jagdgesetze, die für große Landstriche gelten und keine Bestimmungen für regionale Gebiete zulassen, sieht er kritisch. Nicht einfach sei es daher, ein für Mensch und Tier annehmbares Jagdrevier zu erhalten, so Hoss.

Der Stress in der Feldgemarkung für Wildtiere durch Menschen, die sich dort zum Joggen, Radfahren, Hundegassi-Führen und Spazierengehen aufhalten, sei spürbar, so Hoss, da ihre Zahl weiter abnimmt. Wie schon im Vorjahr wurde 2024 kein einziges Kaninchen erlegt. Ein Reh wurden geschossen, sieben kamen jedoch durch Autos und eines durch einen Hund ums Leben. Erlegt wurden 20 Füchse, ein Steinmarder und acht Fasanenhähne. Deutlich zurück gingen auch die Abschusszahlen bei den gefiederten Tieren: 13 Rabenkrähen, 16 Elstern und 65 Ringeltauben und acht Stockenten wurden abgeschossen. Die Hasenpopulation hat sich dagegen leicht erholt: 20 Hasen wurden erlegt. Gezählt werden konnten immerhin 13 Rebhühner, Vogel des Jahres 2026.

Mohr dankte für das Engagement für Tiere und Natur

Der Erste Beigeordnete Martin Mohr, der die Gemeinde mit ihren Grundstücken in der Jagdgenossenschaft vertrat, dankte den Jagdgenossen für ihr großes Engagement für Tiere und Natur. Der Jagdbezirk Kriftel ist rund 400 Hektar groß. Die Jagdpächter KarlHeinz Hasenbach, Jürgen Hatz und Ludwig Kappert dankten wiederum der Gemeinde für die gute Zusammenarbeit und die finanzielle Unterstützung, unter anderem zur Anschaffung von Saatgut. Jagdvorsteher Edelbert Hoss dankte auch den Ordnungspolizisten für die „inzwischen sehr schwierige Überwachung der Felder“. Er wies daraufhin, dass ein widerrechtliches Begehen der Felder eine Ordnungswidrigkeit darstelle und geahndet werden könne. Aus Reihen der Obstbauern war zu hören, dass selbst der Versuch, Erdbeerfelder durch Einzäunen vor dem Begehen zu schützen ohne Erfolg geblieben sei.

Der Jagdvorsteher bat die Gemeinde darum, sich bei der Planung des Radschnellweges noch einmal ausdrücklich zu Wort zu melden und sich für die Belange der Jagdgenossen einzusetzen: „Die Planung sieht einen Bau entlang der Autobahn auf Krifteler Seite vor. Die Einwände seitens der Jagdgenossenschaft und der Arbeitsgemeinschaft wurden nicht berücksichtigt. Verkehrstechnisch ist die gemeinsame Nutzung des Weges von Radfahrende und Landwirtschaft nicht möglich“, finden die Jagdgenossen.