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Idris wurde am Bahnhof geboren
Auf dem Bahnsteig geboren: Idris ist ein „echter Krifteler Bub“
Die Story klingt atemberaubend. Selbst erleben möchte man sie wohl nicht. Mohammad Sharif Jabari (22) und seine hochschwangere Frau Fawzia (20) sind am 9. August nach einer Kontrolluntersuchung im Höchster Krankenhaus gerade auf dem Weg nach Kriftel, wo sie seit Dezember 2024 in der Flüchtlingsunterkunft an der Hofheimer Straße zuhause sind, als Fawzia im Zug die Fruchtblase platzt. Im Krankenhaus hatten die Ärzte noch gesagt: „Es ist noch nicht soweit, Sie können nach Hause fahren!“
Auf dem Bahnsteig sind die Wehen stark, aber keine Hilfe in Sicht. Ihr Mann hört, dass Jemand türkisch spricht, er bittet den Mann einen Krankenwagen zu rufen. Dieser macht das, ruft zugleich seine Frau an, die aus dem nahen Zuhause herbeieilt. Sie ist dann auch die Ersthelferin, die das Kind mit auf die Welt holt – denn als der Krankenwagen eintrifft, ist das Baby bereits da. Gesund und wohlauf sind Mutter und Kind. Zur Kontrolle und zum Abnabeln geht es aber noch ins Krankenhaus.
Diese spannende Geschichte erzählt das junge Paar aus Afghanistan am Dienstag Bürgermeister Christian Seitz beim Besuch im Rathaus. Er hat das Paar eingeladen, das Baby Idris, aber auch den kleinen Bruder Abbas (2) mitgebracht hat, um sie zum Neugeborenen zu beglückwünschen. „Er ist ja nun wirklich ein Krifteler im wahrsten Sinne des Wortes“, sagt Seitz augenzwinkernd.
Semiha Eroglu-Buch, Sozialarbeiterin der Gemeinde Kriftel, fungiert als Dolmetscherin. Das Paar kann türkisch, aber noch kein Deutsch. „Sie sind schon lange angemeldet für einen Deutschkurs bei der Volkshochschule, aber die Wartezeiten sind lang“, weiß sie. Mohammad Sharif möchte möglichst schnell anfangen zu arbeiten, er hat Erfahrungen in der Textil- und Baubranche. Das junge Paar fühlt sich wohl in Kriftel und der Besuch beim Bürgermeister war für sie etwas ganz Besonderes.