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DAS passiert in Kriftel

Foodsharing hilft Obdachlosen

Projekt der Gemeinde mit foodsharing

Wie bekommt man die Lebensmittelverschwendung in den Griff? Die gemeinnützige Umweltorganisation "foodsharing" setzt sich gegen Lebensmittelverschwendung ein, versucht Menschen für das Thema zu sensibilisieren und, ganz praktisch, Lebensmittel vor der Mülltonne zu retten. Auch in Kriftel gibt es Aktive: So wurde im Mai 2023 im Gemeindezentrum der katholischen Kirche St. Vitus ein „Fairteiler“ eröffnet - ein Ort, zu dem alle Menschen Lebensmittel bringen und kostenlos von dort mitnehmen dürfen.

In einer WhatsApp-Gruppe und über Facebook teilen Foodsaver, wie die Retterinnen und Retter von Lebensmitteln auch genannt werden, mit, was sie gerettet haben. Wer etwas braucht, erfährt, wo er es abholen kann. Das alles kostenfrei. Nun gibt es einen Raum, in dem speziell die in Kriftel in Unterkünften der Gemeinde untergebrachte Obdachlose Zugriff auf gerettete Lebensmittel haben.

Semiha Eroglu-Buch, Sozialarbeiterin der Gemeinde Kriftel, ist schon lange Mitglied in der WhatsApp-Gruppe der Essensretter. So entstand der Kontakt zur engagierten Krifteler „Foodsaverin“ Carolina Beege. Sie rettet seit drei Jahren regelmäßig Lebensmittel aus den Supermärkten. So holt sie zum Beispiel beim Café in der Gärtnerei Tropica aber auch in örtlichen Supermärkten und Bäckereien regelmäßig Lebensmittel wie Brötchen und Kuchen ab, die nicht verkauft wurden. Die Abholungen der Tafel habe dabei aber immer Vorrang, betont sie.

Essen retten und Benachteiligten helfen

„Foodsharing beruht auf der Ideologie, verzehrfähige Lebensmittel vor der Tonne zu bewahren, diese selbst zu verzehren und/oder der Öffentlichkeit zugänglich zu machen“, erklärt die für den Bezirk MTK zuständige foodsharing-Botschafterin Sandra Hahn. Denn pro Kopf und Jahr werden in Deutschland im Durchschnitt erschreckende 78 Kilo Essen weggeworfen. „Neben der Weitergabe innerhalb des privaten Verteilerkreises der Foodsaver sowie über die bezirkseigenen Fairteiler-Schränke bestand seit Langem der Wunsch, insbesondere sozial benachteiligte Menschen zu erreichen. In anderen foodsharing-Bezirken sind bereits regelmäßige öffentliche Verteilungen an Bedürftige etabliert“, so Hahn weiter.

Anfang 2025 habe sie mit Caroline Beege, die in Kriftel gut vernetzt ist, die Vision entwickelt, gerettete Lebensmittel gezielt denjenigen bereitzustellen, die sie am dringendsten benötigen: Menschen ohne Obdach, Seniorinnen und Senioren mit geringen Renten sowie Kinder mit unzureichendem Zugang zu gesunden Lebensmitteln. „Anders als bei privaten Verteilungen, war uns klar, dass die Abholer nicht zu uns kommen, sondern wir zu ihnen müssen“, erzählt sie. Durch den Kontakt zu Semiha Eroglu-Buch, die in der Gemeinde als Sozialarbeiterin für Geflüchtete aber auch Obdachlose zuständig ist, gelang die Zusammenarbeit. Bürgermeister Christian Seitz kam mit ins Boot und auch das Ordnungsamt der Gemeinde, und es entstand ein Pilotprojekt im Main-Taunus-Kreis: Seit Mai spenden im 14-tägigen Rhythmus Foodsaver des Kreises einen Großteil ihrer geretteten Lebensmittel an die Bewohnerinnen und Bewohner der Krifteler Obdachlosenunterkünfte. Schon seit längerer Zeit wird bereits gerettetes Brot einmal in der Woche an der Flüchtlingsunterkunft in der Richard-Wagner-Straße abgegeben.

Integrationslotse ist Ansprechpartner für beide Seiten

Ein fester Raum samt Küchenzeile und Kühlschränken wurde für das Obdachlosen-Projekt von der Gemeinde Kriftel zur Verfügung gestellt. Alle zwei Wochen werden sie seitdem bestückt. „Typische Spenden sind Brot und Brötchen, Obst und Gemüse, Reis, Nudeln, Aufschnitt sowie Milchprodukte wie Joghurt“, erzählt Carolina Beege. „Eine tolle Aktion“, findet Bürgermeister Christian Seitz. Die Obdachlosen freuen sich und Integrationslotse Norbert Meerwald kümmert sich als Vermittler darum, dass es keine Probleme gibt.

Für die Bereitstellung der Lebensmittel haben sich inzwischen eine Reihe weiterer Foodsaver bereiterklärt. „Wir möchten unsere Initiative auf weitere Gemeinden ausweiten, Kindertagesstätten mit regelmäßigen Obstkörben unterstützen und Wege finden, Seniorinnen und Senioren zu erreichen, die von unserer Hilfe besonders profitieren können“, so Botschafterin Sandra Hahn zur Zukunftsvision.

In einem Monat 26,7 Tonnen Lebensmittel gerettet - Zurzeit zählt der Verein foodsharing im Main-Taunus-Kreis 151 Foodsaverinnen und Foodsaver. Es gibt Kooperationen mit 74 Betrieben. In den letzten 30 Tagen konnten 26,7 Tonnen Lebensmittel gerettet werden – so ist der Webseite der Organisation zu entnehmen. Die Zahl der Abnehmerinnen und Abnehmer steigt stetig an. Ziel ist es, die Verschwendung von Lebensmitteln bis zum Jahr 2030 zu halbieren und in der Folge zu beenden. Und das wollen die Aktiven nicht nur durch das Retten von Essen, sondern auch durch Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie Bildungsarbeit erreichen. „Teller statt Tonne“ – unter diesem Motto finden zum Beispiel Kochkurse statt.