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DAS passiert in Kriftel

So arbeiten die Kitas in der Krise

Was sich Erzieher in den Krifteler Kitas einfallen lassen, um Kontakt zu den Kindern zu halten

Seit mehr als fünf Wochen sind bereits Kitas und Schulen aufgrund der Corona-Pandemie geschlossen, um die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen. „Man merkt, dass die Kinder Sehnsucht nach der Kita haben“, weiß Claudia Becker-Stippler, Erzieherin im Montessori-Kinderhaus. Sie laufen oft am Kinderhaus in der Königsberger Straße vorbei und schauen sich an, was aushängt, hat sie beobachtet, oder was im Außengelände so vor sich geht. Und das ist so einiges.

„Wir haben die Zeit gut genutzt: die Räume geputzt, Unkraut gejätet, die Gartenhäuser ausgeräumt, Gemüse wie Tomaten und Bohnen gezogen, die wir am liebsten gemeinsam mit den Kindern demnächst auspflanzen möchten, Akten gesichtet und ausgemistet. Schließlich steht uns ja demnächst der Umzug in die Bleichstraße bevor.“ Vor einer Woche hat das Team E-Mails an die Familien verschickt: mit Ostergrüßen, einem Bericht, was in der Kita so vor sich geht, Bastelideen und kleinen Geschichten für die Kinder. Da einige Erzieher/innen zuvor krank waren, habe man erst jetzt damit gestartet, werde diese Art der Kommunikation aber nun intensiv weiter führen.

„Ihr fehlt hier!“

Während das Montessori Kinderhaus kein Kind in der Notbetreuung hat, sind es in der Kita Obstgärtchen an der Sittigstraße zurzeit zwischen zehn und zwölf Kindern, die betreut werden müssen. „Das machen wir zeitlich flexibel, so wie es für die Eltern notwendig ist“, berichtet Kitaleiterin Sabine Filok-Epp. So sind ein Teil der Erzieher/innen im Haus beschäftigt. „Unter anderem kochen wir gemeinsam mit den Kindern das Mittagessen“, berichtet sie. Die übrigen Kollegen erarbeiten zu Hause Spiel- und Basteltipps, die dann auf dem Facebook-Auftritt der Kita zu finden sind. Per Skye finden regelmäßig Videokonferenzen statt.

„Zu Ostern haben wir an alle Kinder persönliche Briefe geschrieben, wo wir ihnen versichert haben, dass wir sie vermissen, sie gefragt, was sie machen. Da sind ganz tolle Briefe zurückgekommen“, freut sich Filok-Epp. „Ein Kind hat geschrieben, dass es jetzt mit dem Bruder Hausaufgaben macht, ein anderes, dass es das Kartenspiel UNO gelernt hat.“ Zu Ostern haben Erzieher/innen zu Fuß oder per Fahrrad den 128 Kindern der Kita Osterhasen und Bastelanleitungen zuhause vorbei gebracht. Ein großes buntes Banner am Kita-Zaun macht allen Kindern und Eltern, die vorbeilaufen klar: „Ihr fehlt hier!“

Telefonisch bei Sorgen helfen

Neun Kinder sind in der Kita Vogelnest (Immanuel-Kant-Straße) in der Notbetreuung angemeldet, darunter zwei Krippenkinder. Vier Erzieher/innen kümmern sich um sie. „Uns ist es sehr wichtig, Kontakt auch zu den übrigen Kindern und Eltern zu halten“, betont Kitaleiterin Bärbel Warmbier. Jeden Tag geht an alle eine E-Mail raus: mit Grüßen, Spiel- und Bastelangeboten, mit kleinen Filmen, in denen die Erzieher zum Beispiel Lieder singen und die Kids zuhause vorm Bildschirm zum Mitsingen auffordern, und Berichten darüber, was im Haus passiert.

„Für die Vorschulkinder versenden wir ein- bis zweimal in der Woche auf diesem Wege Aufgaben, die sie lösen und uns wieder in unseren Briefkasten werfen können. Zum Beispiel sollen sie zählen, wie viele Äpfel sie zuhause haben“, berichtet Bärbel Warmbier. „Außerdem rufen wir jede Woche ein- bis zweimal bei allen Familien an, um zu schauen, ob sie zurechtkommen, oder ob wir bei Problemen und Sorgen helfen können.

Jede Woche gibt es Onlinekonferenzen des gesamten Teams, die Erzieher/innen der einzelnen Gruppen skypen ebenfalls. „Wir nutzen die Zeit so gut es geht: Wir schreiben Protokolle, führen Entwicklungsgespräche, planen Feste. Es bleibt ja in der alltäglichen Arbeit immer mal was liegen, das wird aufgearbeitet. So dass wir, sobald die Kinder wieder kommen dürfen, viel Zeit für sie haben“, so der Plan des Kitateams. Plakate mit der Aufschrift „Wir bleiben zuhause“ und „Wir vermissen Euch“, Regenbögen und Handabdrücke an den Fenstern sind Botschaften für alle, die vorbeispazieren.

Riesen-Regenbogen

Regelmäßig Briefe und E-Mails verschickt auch das Team der Kita St. Elisabeth (Frankfurter Straße) an die über 130 Kinder der Einrichtung, um in Kontakt zu bleiben und die Eltern bei der Kinderbetreuung zu unterstützen. Nur zwei Kinder sind hier in der Notbetreuung, zuhause oder in der Kita ist für das Team trotzdem ausreichend zu tun. Jede Woche werden Angebote für die Kids erarbeitet. „Unsere Handpuppe Joe, die die Kinder kennen, da sie ihnen unser Hausthema ‚Faire Kita‘ erklärt hat, spricht auch in den Briefen zu den Kindern“, berichtet die stellvertretende Kitaleiterin Bettina Simon. „Für jede Altersgruppe sind Angebote dabei, die freie Zeit zu füllen. Auch die Krippenkinder erhalten Post. Und die Ältesten, die Vorschulkinder, können Aufgaben lösen, die sie herausfordern.“

Jedes Kind hat den Auftrag erhalten, ein DinA4-Blatt in einer beliebigen Farbe anzumalen und in den Briefkasten zu werfen. „Diese Blätter haben wir, einmal nach Farben geordnet und einmal ungeordnet, an unseren Zaun gehängt. Jeden Tag wächst der riesige Regenbogen weiter“, berichtet sie. Jedes Kind hat einen Anteil daran und findet sein Werk wieder.

Gerade hat das Team Fotos von den Kita-Hasen verschickt. „Wir haben die Kinder gefragt, wie die einzelnen Hasen heißen, denn es ist uns wichtig, dass sie den Bezug zur Kita nicht verlieren“, betont Bettina Simon. Für die Kinder, die in der Schließzeit Geburtstag haben, wurden von den Erzieher/innen individuelle Geburtstagskarten gebastelt. „Eine schöne Überraschung, über die sich die Kinder sehr gefreut haben“, weiß die stellvertretende Leiterin aus E-Mails der Eltern.

Der Umzug wird vorbereitet

Zwei Kinder werden auch in der Kita St. Vitus an der Bleichstraße betreut. „Zwei Kollegen sind daher immer im Haus“, berichtet Erzieherin Nadine Schirmer. Alle weiteren Teammitglieder erarbeiten in enger Abstimmung zuhause ein Unterhaltungsprogramm für die rund 80 Kita-Kinder. „Mit Beiträgen auf unserem neuen Instagram-Account versorgen wir die Eltern, um sie zu unterstützen und sie bei der Kinderbetreuung nicht alleine zu lassen: Hier finden sie Bastel-, Back- und Maltipps, die die Kollegen fotografieren oder filmen. Auch Osterbriefe haben wir verschickt – mit jeder Menge Anregungen. Wir wollen den Familien deutlich machen: Wir sind noch da und denken an Euch!“ Der Schaukasten vor der Kita wurde neugestaltet und natürlich fehlen auch die hoffnungsvoll leuchtenden Regenbogen in den Fenstern nicht.

Und für das Kitateam gibt es ja auch noch vieles Andere zu planen und zu bedenken: Denn in nicht allzu weiter Ferne steht der Umzug in die neue Kita an der Rossertstraße an. Termin des Umzugs war ursprünglich der Montag nach den Osterferien. Doch die Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus haben auch hier den Zeitplan umgeworfen. Wann genau umgezogen werden kann, das hängt von den Entscheidungen der Politiker ab….