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DAS passiert in Kriftel

Mehr Ruhezonen für Vögel

Von 130 Nistkästen waren 2018 nur 57 besetzt – Gemeinde will weitere Ruhezonen schaffen

Der Schutz der Natur und insbesondere der heimischen Vogelwelt liegt Hans-Heinrich Tecklenburg sehr am Herzen. Seit 21 Jahren ist der Krifteler ehrenamtlich als Vogelschutzbeauftragter der Gemeinde aktiv. Jetzt kam er gemeinsam mit Heinz Seelig ins Rat- und Bürgerhaus, um mit dem Ersten Beigeordneten Franz Jirasek über seine Erfahrungen im abgelaufenen Jahr zu sprechen. Mit dabei war auch Katharina Keib von der Abteilung Grünflächen. Der Erste Beigeordnete bedankte sich bei den beiden Herren für ihr großes ehrenamtliches Engagement. Im Anschluss wurden verschiedene Themen angesprochen und diskutiert. „Hilfreiche Tipps und Anregungen, aber auch konstruktive Kritik nehmen wir immer gerne an“, so Jirasek.

„Die Lebensbedingungen für die Vogelwelt werden zunehmend schlechter “, berichtete Tecklenburg. „Das ist eine allgemein zu beobachtende Entwicklung. Die ausgeräumten Felder und Gärten bieten wenig Nahrung, Rabenvögel kommen verstärkt in die Wohngebiete und bedrohen die Bruten, der Insektenbestand, ein wichtiger Bestandteil der Nahrung der Vögel, ist um 75 Prozent zurückgegangen.“ Die Konsequenz: Von 130 Nistkästen waren 2018 nur 57, also weniger als die Hälfte, besetzt. „Das ist das schlechteste Ergebnis seit meiner Aufzeichnungen“, so Tecklenburg.

Inspektion und Säuberung der 130 Nistkästen im Gemeindegebiet – von der Gemeinde angeschafft - zählen zu den Haupttätigkeiten Tecklenburgs und Seeligs. Wie sich das Vorkommen der Singvögel in der Obstbaugemeinde entwickelt, können sie daher gut beurteilen: „Anhaltspunkt, wie viele Vögel in Kriftel leben, sind für uns immer die Belegung der Nistkästen.“ Der Vogelschutzbeauftragte der Gemeinde hat beobachtet, dass zunehmend Garten- und Siebenschläfer als Untermieter in Nistkästen anzutreffen sind.

Weitere große Aufgabe ist die Winterfütterung der Vögel: 2018/19 hat er 30 Kilo Sonnenblumenkerne an die Singvögel verfüttert. „Mittlerweile wird von Fachleuten bereits eine ganzjährige Fütterung empfohlen“, teilt Tecklenburg mit.

Weniger Singvögel, mehr Steinkäuze

Erfreulich ist dagegen die Entwicklung der Steinkauz-Population in Kriftel: Mitte Mai wurden die zwölf Steinkauzröhren kontrolliert, in acht wurden jeweils zwei Junge aufgezogen. „Die Beringung mit Beteiligung Krifteler Bürger und deren Kinder war eine tolle Aktion“, so der Vogelschutzbeauftragte, der in Sachen Steinkäuze intensiv von Richard Hilgert unterstützt wird. Im Spätsommer konnte er dem Gärtner Andreas Schneider die Plakette „Schwalbenfreundliches Haus“ für die Pflege vieler Mehlschwalben überreichen. Auch der Krifteler Reit- und Fahrverein bekam diese Auszeichnung des Naturschutzbundes (NABU).

In der Vorweihnachtszeit konnte Tecklenburg drei Kunstnester für Mehlschwalben bei Elektromeister Haas, am evangelischen Gemeindehaus, am Haus gegenüber und bei Karin Hasenbach anbringen.

Tiere brauchen Ruhezonen!

„Nun sind wir gespannt, wie es im Krifteler Wäldchen weitergeht“, so Tecklenburg und Seelig. Seinem Wunsch, hier die Flächen der Gemeinde zu durchforsten und die Brombeerhecken zurück zu schneiden, wurde bereits entsprochen, konnte Katharina Keib berichten. Sie möchte mit dem Vogelschutzexperten und seinen Helfern zeitnah einen Termin ausmachen, um zu schauen, an welchen Grundstücken eine Erneuerung des maroden Zaunes notwendig ist, um Tieren Rückzugsmöglichkeiten zu bieten. Schließlich sind hier viele Spaziergänger mit ihren Hunden unterwegs.

In diesem Zusammenhang machte Tecklenburg deutlich, für wie wichtig er weitere eingezäunte Refugien und Ruhezonen für die Vögel und die heimischen Wildtiere hält: „Diese sind dringend notwendig, um die Tiere vor Zwei- und Vierbeinern zu schützen.“ Gerade das Krifteler Wäldchen biete sich dafür an. Auch hier sollen bei einem Termin vor Ort mögliche Flächen ausgeguckt werden.

Biotopvernetzung

Die Gemeinde möchte zudem die Bemühungen des Main-Taunus-Kreises um „Biotopvernetzung“ unterstützen, berichtete der Erste Beigeordnete den Vogelschützern. Vor diesem Hintergrund sei es schon immer das Ansinnen der Gemeinde gewesen, einzelne Flächen anzukaufen, um auch einmal ohne „Naturschutzkonflikt“ mit den Obstbauern kleine, naturnahe Feldholzinseln als Biotope anzulegen.

Nach wie vor wünscht sich der Vogelschutzbeauftragte bei Neuanpflanzungen vor allem beerentragende Bäume und Sträucher, wie Eberesche (Vogelbeere), schwarzer Holunder, Sanddorn oder Hagebutten. „Beim Brunnen Im Bieth ist das 2018 so umgesetzt worden“, dankte Tecklenburg der Gemeinde noch einmal für die gute Zusammenarbeit im Namen der Vögel. Das sei nicht selbstverständlich. Er lobt: „In Kriftel werden viele Anliegen auf dem kleinen Dienstweg geklärt.“