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Kulturforum in Corona-Krise

Dr. Fichert: „Unsere Herausforderung: Viele Kursteilnehmer gehören zu den Risikogruppen“

Das Kulturforum Kriftel ist ein eingetragener gemeinnütziger Verein, der 1951 gegründet wurde. Das Kulturforum hat die Aufgabe übernommen, Kultur- und Freizeitangebote für Kriftel zu entwickeln, um die Teilnahme breiter Bevölkerungsschichten aller Altersstufen am kulturellen Leben der Gemeinde zu ermöglichen. „Es übernimmt damit eine wichtige Funktion in unserer Gemeinde“, so Bürgermeister Christian Seitz.

Organisation und Verwaltung aller Bereiche werden von ehrenamtlich tätigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern geleistet. So kann das Kulturforum äußerst kostengünstige Kultur- und Freizeitangebote unterbreiten. Dazu gehören Vortragsveranstaltungen, Museums- und Ausstellungsbesuche, Theaterfahrten, Kindertheateraufführungen, Tanztee-Veranstaltungen, Kurse in den Bereichen Sport und Gymnastik, Kunst und Kultur für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, Sprachunterricht, eine Musikschule, Konzerte, Kunstausstellungen, literarische Veranstaltungen sowie die Betreuung der Gemeindebücherei. 

Wie für alle anderen Vereine und Organisationen bedeutet die Corona-Krise auch für das große Team des Kulturforums eine ganz besondere Herausforderung. Der Vorsitzende des Kulturforums, Dr. Frank Fichert, spricht im Interview über Veranstaltungsabsagen, besondere Herausforderungen, finanzielle Lasten und Programmvorschläge für das zweite Halbjahr.

Welche besonderen Herausforderungen hat die Corona-Krise für das Kulturforum Kriftel mit sich gebracht?

Dr. Fichert: Das Kulturforum Kriftel bietet ein außerordentlich breites Angebot – und die Corona-Folgen sind in jedem Bereich tiefgreifend, aber dennoch sehr unterschiedlich. Unser ehrenamtliches Team musste und muss sich mit einer Vielzahl völlig neuer Fragestellungen beschäftigen, die beispielsweise von Hygienekonzepten in einer Bücherei bis hin zu Erstattungsregelungen für abgesagte Theateraufführungen reichen. Das wichtigste Ziel ist es, gesundheitliche Gefahren für alle Beteiligten möglichst gering zu halten. Daher haben wir bereits sehr früh beschlossen, den allergrößten Teil der Präsenzaktivitäten bis zu den Sommerferien auszusetzen. Teilweise konnte auf Online-Angebote umgestellt werden, insbesondere im Bereich der Musikschule.

Frage: Wer trägt die finanziellen Lasten im kulturellen Bereich?

Dr. Fichert: Wir sind dankbar, dass die Gemeinde Kriftel den allgemeinen Vereinszuschuss in diesem Jahr frühzeitig ausgezahlt hat, so dass für den Verein keine Liquiditätsprobleme auftreten. Generell gilt, dass sowohl bei der Musikschule als auch bei den Kursen nur diejenigen Stunden bezahlt werden müssen, die auch tatsächlich angeboten wurden. Bei den Kursen haben wir bereits mit den Rückerstattungen von Kursgebühren begonnen, bei der Musikschule gibt es eine Schlussabrechnung am Ende des Schuljahres. Für die freischaffenden Künstlerinnen und Künstler sowie die Kursleiterinnen und Kursleiter fällt mit den Unterrichtshonoraren gleichzeitig ihr Einkommen weg. Wir sind daher froh, dass zahlreiche Musikschülerinnen und Musikschüler, beziehungsweise deren Eltern, zumindest zum Teil auf eine Rückerstattung der Gebühren verzichtet haben, was dann in voller Höher den Lehrerinnen und Lehrern zugutekommt.

Gibt es Präsenzangebote, die vor den Sommerferien starten werden?

Dr. Fichert: Die Bücherei hat den Betrieb in angepasster Form wieder aufgenommen, hierüber ist ja auch schon in der Presse berichtet worden. Auch bei der Musikschule gehen wir davon aus, dass wir bald wieder mit Präsenzaktivitäten starten können. Das Hygienekonzept liegt vor. Allerdings haben wir keine eigenen Räume: Unsere Angebote finden unter anderem in der Weingartenschule, in Veranstaltungsräumen im Josef-Wittwer-Haus oder im Rat- und Bürgerhaus statt, so dass jeweils noch eine zusätzliche Abstimmung mit den „Hausherren“ - insbesondere Kreis und Gemeinde - erforderlich ist.

Und wie geht es nach den Sommerferien weiter?

Dr. Fichert: Im Moment planen wir das Programm für das zweite Halbjahr, das jedoch etwas später als üblich veröffentlicht werden wird, auch um noch auf aktuelle Entwicklungen reagieren zu können. Eine besondere Herausforderung besteht darin, dass viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu Risikogruppen gehören, denken Sie insbesondere an die Angebote für ältere Menschen. Größere Veranstaltungen werden nicht stattfinden können, dies gilt insbesondere für das beliebte Open Air-Festival MyZiegelei.

Zudem bringen es die Abstandsregeln mit sich, dass die Raumkapazitäten deutlich geringer sind. Somit ist es möglich, dass einige Angebote aufgrund der räumlichen Situation eventuell nicht oder nur mit deutlich kleinerer Teilnehmerzahl stattfinden können. Das Programmangebot für das zweite Halbjahr wird daher in vielen Bereichen noch durch Corona geprägt sein.

Wird es irgendwann eine Rückkehr zum Status vor Corona geben?

Dr. Fichert: Ich bin zuversichtlich, dass wir in absehbarer Zeit, vielleicht sogar schon im kommenden Jahr, wieder das gewohnte Programm in seiner ganzen Vielfalt werden anbieten können. Dies geht jedoch nur, weil sich die zahlreichen ehrenamtlich Aktiven im Kulturforum auch unter diesen schwierigen Rahmenbedingungen für das kulturelle Leben in Kriftel engagieren. Hierfür möchte ich mich in Namen des gesamten Vorstandes ganz herzlich bedanken!

Foto: Letzte Kunstausstellung des Kulturforums im Rat- und Bürgerhaus vor der Corona-Krise: Dr. Frank Fichert (links), Künstlerin Kirsten Wötzold und Bürgermeister Christian Seitz Anfang Februar bei der Ausstellungseröffnung.