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DAS passiert in Kriftel

Krifteler Feldschütz geht in Rente

35 Jahre in der Gemeinde aktiv: Feldschütz Ewald Koster geht in den Ruhestand

Er war und ist eines der bekanntesten Gesichter der Gemeinde: 35 Jahre lang war der stets gut gelaunte Ortspolizist Ewald Koster in Kriftel aktiv. Als Feldschütz war er jahrelang gerne gesehener oder interviewter Gast in den Medien: In etlichen Zeitungen wurde jedes Jahr wieder über seine „Jagd auf Obstdiebe“ berichtet, sogar im Spiegel, bei RTL und auch im Hörfunk war er als Interviewpartner gefragt. „Eigentlich war mir das gar nicht recht“, erzählt er schmunzelnd bei seinem Abschiedsbesuch im Krifteler Rathaus. „Aber Kriftel ist nun einmal Hessens größte Obstbaugemeinde und einen Feldschütz, der im Auftrag der Gemeinde zur Erntezeit fast rund um die Uhr Felder und Obstplantagen kontrolliert, das gab es wohl sonst nirgendwo.“ Für Koster war klar: Wenn die Gemeinde für ihr Obst in der ganzen Region bekannt ist, muss sie auch darauf aufpassen. Jetzt geht er in den Ruhestand.

Der Erste Beigeordnete Franz Jirasek kennt Ewald Koster von Beginn seiner „Karriere“ an. „Wir werden Dich vermissen, Ewald“, sagte er und übergab dem langjährigen Kollegen ein Geschenk im Namen der Verwaltung mit besten Wünschen für die Zukunft. „Ewald Koster hatte eine Stelle inne, die schwierig ist. Als Hilfspolizist und Feldschütz von den Bürgern dennoch geschätzt und respektiert zu werden, obwohl er ständig auf Verstöße hinweisen und Verwarnungen aufschreiben muss, das ist schon eine Leistung“, so Jirasek.

Viel Fingerspitzengefühl

Aufgrund seines ausgleichenden Wesens und seines Fingerspitzengefühls sei ihm dies hervorragend gelungen, er sei stets in Kontakt und im Gespräch mit Obstbauern, Landwirten und Jägern gewesen. „Ein echter Glücksfall für die Gemeinde“, lobt der Erste Beigeordnete. Denn zwischen Obstbauern und Erholungssuchenden – wie Spaziergängern, Hundehaltern, Fahrradfahrern und Joggern – zu vermitteln, das sei keine einfache Aufgabe. Koster war von Frühjahr bis Herbst abends und am Wochenende quasi immer im Dienst, auch wenn er mal frei hatte. „Ich wurde immer angesprochen, wenn ich im Ort unterwegs war“, bestätigt Ewald Koster, der seit seiner frühen Kindheit in Kriftel wohnt.

Die ständige Präsenz sei extrem wichtig in diesem Job. „Für die Menschen muss es so aussehen, als wäre ich 24 Stunden im Einsatz. Und nicht, um sie zu überwachen, sondern um sie zu schützen“, sagt er. Joggerinnen im Hochfeld wären ihm dafür zum Beispiel stets dankbar gewesen.

Uniform, aber Mädchen für alles

Bei der Firma Kochendörfer und Kiep im Gewerbegebiet absolvierte er eine Lehre als Werkzeugmacher. Später hat er im gleichen Beruf bei der Firma Mohr in Hofheim gearbeitet. 1985 wollte er sich beruflich verändern. Die Stelle eines Feld- und Ordnungshüters war frei, er erhielt die Zusage – und gleich die passende Uniform. „Anfangs war ich noch Mädchen für alles im Rathaus“, erinnert er sich. Für das Ordnungsamt durfte er zunächst nur Strafzettel schreiben, daneben war er für den damaligen Bürgermeister Hans-Werner Börs als Fahrer aktiv, er übernahm Botenfahrten und die Postzustellung im Haus oder gratulierte älteren Bürgerinnen und Bürgern im Namen der Gemeinde zum Geburtstag. Nach und nach erweiterte sich das Aufgabengebiet: Schließlich war er fast ständig, zumindest zur Erntezeit, als Feldschütz tätig. Mit Peter Dalibor teilte er sich die Überwachung des fließenden und des ruhenden Verkehrs im Gemeindegebiet, der Einhaltung von Parkvorschriften und Geschwindigkeitsbeschränkungen, letzteres durch regelmäßige Tempomessungen an verschiedenen Stellen. Auch die Präsenz auf Festen und Veranstaltungen, die Beschilderungen und Absperrungen in der Vorbereitung, Kontrollgänge in Freizeit- und Ziegeleipark waren Teil seines Jobs.

Obstdieb auf dem Auto

An etliche lustige oder auch brenzliche Situationen, in die er berufsbedingt kam, kann er sich noch gut erinnern: „Die Kinder hatten früher richtig Angst vor mir, wenn ich im Feld hinter ihnen her bin“, erzählt er lachend. „Kaum haben sie sich unbeobachtet gefühlt, kam ich um die nächste Ecke.“ Einmal habe er ihnen den Klau von Erdbeeren vorgeworfen, was sie vehement bestritten. „Die roten Finger haben sie dann verraten“, so Koster. Wenn er die „Bengel von damals“ heute als Erwachsene trifft, werde auf beiden Seiten herzlich gelacht. „Früher war richtig was los im Feld, ein echter Treffpunkt. Heute sehe ich kaum noch Kinder dort“, so Koster. „Die sitzen heute alle drin vor dem Computer.“

Einmal haben die Kerbeburschen aus einem Nachbarort fast vier Tonnen Äpfel mitgenommen, um den Apfelwein für die Kerb zu keltern, erinnert er sich. Dass er das mitbekam, war Pech: Eine empfindliche Geldstrafe war die Folge. Brenzlich wurde es, als ein erwischter Obstdieb ihm aufs Auto sprang. Bei Konfrontationen mit Jugendlichen kam ihm zugute, dass er immer mindestens einen zuordnen konnte. Wichtig sei es ihm gewesen, wenn er Verwarnungen ausstellen musste, dass beide Seiten auch nach lauten Worten am Ende wieder lachen konnten.

„Der Job war nicht einfach, aber ich habe ihn genossen, gerade, weil ich Krifteler mit Leib und Seele bin“, betont der scheidende Ortspolizist und Krifteler Feldschütz. In seiner kleinen, überschaubaren Heimatgemeinde gelte noch das gegebene Wort und gegenseitiger Respekt. „Ich habe für Kriftel gearbeitet und war für die Bürger da, auch wenn ich Feierabend hatte. Schließlich wurde ich aus Steuergeldern bezahlt“, sagt er schmunzelnd. In Ruhestand zu gehen, fällt ihm nicht leicht. Eine Abschiedsfeier konnte es coronabedingt im Rathaus leider nicht geben. Ein schönes Fotoalbum mit vielen Erinnerungen und Wünschen wurde ihm von den Kollegen trotzdem überreicht. Jetzt möchte er sich künftig vermehrt seiner Hobby-Landwirtschaft widmen. „Oder auch mal schwimmen gehen“, sagt er augenzwinkernd.