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DAS passiert in Kriftel

Gute Stimmung

Gute Stimmung und bestes Wetter

Große Ereignisse werfen ja bekanntlich ihre Schatten voraus. Am Samstag, dem 29. Juni, auf dem Open Air-Festival MyZiegelei konnte es allerdings gar nicht genug davon geben. Denn bei tropischen Temperaturen suchte sich jeder Besucher schleunigst einen Schattenspender. Azurblauer Himmel und stechende Sonne bei gefühlten 50 Grad seien ja nicht unbedingt die besten Begleiter eines Festivals, wie der Erste Beigeordnete Franz Jirasek mit einem Kaltgetränk in der Hand richtig bemerkte. Aber Bürgermeister Christian Seitz zeigte sich hochzufrieden. „Dieses Jahr lag so eine befreiende Lässigkeit über dem Platz, es ging richtig mediterran entspannt zu“, freute er sich.

Und trotzdem bleibt es ein echtes Krifteler Fest, das sich vor sieben Jahren noch nach dem fünften Monat MaiZiegelei nannte. „Aber im sogenannten Wonnemonat hatte es schon ein paar Mal geregnet, so haben wir es in den Juni verschoben und MyZiegelei genannt“, klärt Jirasek auf. Am vergangenen Samstag mögen sich viele der rund 1000 Besucher eine kalte Dusche sehnlichst gewünscht haben. Zumal nicht nur die südliche Sonne dem Publikum einheizte.

Heiße Bands, Krifteler Jungs und bester Mix

Da warf sich zunächst „Die Combo“ ins Zeug, eine echte Newcomer-Band, die aber schon das Krifteler Publikum beim Lindenblütenfest begeistert hat. „MyZiegelei heißt gute Stimmung und super Sound“, resümiert Philip Schauer mit Zylinder auf dem Kopf und Freundin an der Hand. Mittlerweile ist auch ein echter Krifteler Bub dabei: der erst 17-jährige Gitarrist Nicolai Schirmer zeigte ganz andere Saiten von sich. Der Schüler hatte bereits bei mehreren MTS-Musicals im Orchester mitgespielt. Axel Lorth vom Kulturforum und beim MyZiegelei-Organisationsteam für das Musikprogramm zuständig, zeigte sich angetan: „Songs von den Beatles, von Guns N’Roses und den Prinzen. Der Mix macht’s.“

Als zweite Band  feierte „MissTune(d“) in Kriftel 2019 ihre Premiere auf einer Festivalbühne. Vor Hunderten ihrer Arbeitskollegen der Firma Procter & Gamble hatten die vier Bandmitglieder  zwar schon oft gespielt. Jetzt aber galt es, sich vor fremdem Publikum zu beweisen. Und das ging gut ab! Professionell abgemischt und ausgesteuert von Ralf Engler und Peter Heyel zeigte die Band um die stimmgewaltige Esra Ogun mit ihren Balladen, Folk Rock- und Pop-Songs, darunter Stücke von Alanis Morisette, Pink, Adele und Lady Gaga, was sie musikalisch so drauf hatte. Bassist Rolf Hecker, der einige Jahre in Kriftel gewohnt hat, war bereits früher Gast des Ziegeleiparkfestes: „Ich fand das Festival toll, den Park, die große Profi-Bühne und das Drumherum einmalig.“ Jetzt hier zu spielen, sei schon etwas Besonderes.

Bei der letzten „Band Extrablatt“ war bei vielen Festivalbesuchern sentimentales Mitsingen angesagt. Denn viele der Stücke – etwa von Fleetwod Mac oder Christopher Cross - gehören zum Kanon der 70er Jahre. Aber nicht nur beim Singen kam Freude auf, auch der Gastmusiker am Saxophon, Achim Farr, überzeugte mit rauchigem Sound und Drive auf seinem Instrument. Farr, der lange bei den Rodgau Monotones gespielt hatte („Erbarme, die Hesse komme…“) und heute bei der Frankfurt City Blues Band bläst, konnte immer wieder durch seine Soli Akzente setzen. „Das Fest ist super, die Lokation toll. Und: Kriftel ist meine Heimat“, betont Gitarrist Stefan Schörner, der in Kriftel aufgewachsen ist. Mit ihm und  Bassist und Ex-Krifteler Harald Cornelius war Kriftel auf der Bühne gut aufgestellt.

Namhafte Unterstützung

Unterstützt wurde das Fest auch durch den Chef des Vereinsrings, Bodo Knopf, das Team der mobilen Beratung um Lydia Rauh und vielen Kooperationspartnern, wie zum Beispiel der Kerbegesellschaft, der Feuerwehr, dem DRK und Mitarbeitern der Gemeinde. Axel Lorth ergänzt: „Ein großes Dankeschön geht auch an unsere Sponsoren. Hier möchte ich besonders die Taunus Sparkasse und die Fraport AG, die Mainova, Bäckerei Heislitz und PSL Event nennen.“ Ohne Unterstützung gehe ein solches Fest eben nicht.

Leckeres und Spielbares

Lange anstellen musste man sich bei dem eifrig schuftenden Männer-Kochclub „Kitchens Eleven“, der neben Bratwürsten leckere „MyZiegelei-Krautzwiebel-Frikadellen“ im Angebot hatte. Der Renner!  „Mann, ist mir heiß“, sagte einer der Anstehenden pustend, “wenn ich eine Glatze hätte, könnte man ein Spiegelei darauf braten“ – und setzte sich sicherheitshalber schnell seinen Strohhut wieder auf.

Ungewöhnliche Drinks (Geheimtipp: Rotwein mit Limo!) vom Rotary Club und den Romméfrauen, ein Popup Cafe der Bäckerei Heislitz und gut gefüllte Crêpes rundeten das Angebot ab, Oldtimer erfreuten das Auge. Darüber hinaus sorgte Detlef Braun mit den garantiert smartphonefreien Spielen seines Spiel Punkts für intelligente Unterhaltung.

Jeder für jeden

Wer Lust auf ein wenig Abkühlung hatte und dem Grundgedanken des Festivals nachspüren wollte, ging ein paar Straßen weiter zu dem immer parallel stattfindenden Straßenfest im angrenzenden Neubaugebiet. Dort wurde stolz unter der Krifteler Fahne an zusammengestellten Tischen gesessen, getrunken und gebabbelt. „Wir holen uns die Zutaten für unser Fest immer von lokalen Anbietern“, so die freundlichen Straßenfeierer. „Die gegrillte Wutz ist von einem befreundeten Metzger, die Würste vom Lindenhof, die Schnitzel vom Wüst und die Kurzen vom Obsthof am Berg“.  

Fröhlich wurde gescherzt, gelacht und gefrotzelt. So soll es ja auch sein. Der Ursprung vom Open Air-Festival war ja die Idee, dass das Neubaugebiet an das alte Kriftel angebunden werden sollte. „Integration“ war das Stichwort, Jung und Alt, Neubürger und Alteingesessene sollten sich kennenlernen. Das hat geklappt. Das Konzept geht auf, auch wenn von Strom und Wasser bis hin zur Toilette alles eigens herangeschafft werden muss. „Da hilft jeder jedem, alle packen an“, sagt ein schwitzender Bürgermeister, der gerade zwölf Wasserflaschen auf den Festivalplatz trägt. „Das ist gelebte Gemeinschaft, Kriftel pur eben.“

Über der Bühne versenkt sich hollywoodreif die Sonne, ein paar kühle Drinks erfrischen, leicht und lässig schwingt die Menge im Rhythmus der Musik. Die Temperaturen sinken, die Stimmung steigt. So soll es sein. So kann es bleiben. Alexander van de Loo