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Verzauberte Äpfel
Fulminate Wiederaufnahme hinterließ beseelte Zuschauer
Nachdem die ursprünglich für November 2018 vorgesehene Aufführung der märchenhaften Operncollage „Die verzauberten Äpfel“ von Klaus Gallenbacher aus gesundheitlichen Gründen abgesagt werden musste, konnte Dietmar Vollmert, Vorsitzender des Musikforum Kriftel, dem Publikum am vergangenen Sonntag nun die Wiederaufnahme des Stückes präsentieren. Etwa 50 Interessierte waren ins Rat- und Bürgerhaus gekommen – und nach fast zwei Stunden Spieldauer absolut begeistert! Immer wieder waren während der Szenen Bravo-Rufe zu hören gewesen. Autor Klaus Gallenbacher, der auch als Sänger auf der Bühne stand, war gerührt: „Die Zuschauer waren so glücklich, so beseelt“, beschreibt er die Stimmung am Ende der Aufführung.
Die Uraufführung „Die verzauberten Äpfel“ - eine Operncollage in fünf Spielszenen mit bekannten Arien aus Opern von Mozart, Bizet, Dvorak und Donizetti - hatte am 3. Oktober 2017 stattgefunden. Das Ensemble, in dieser Zeit künstlerisch und darstellerisch enorm gereift, sprühte nun in der Wiederaufnahme nur so vor Spielfreude. Dietmar Vollmert, der als Erzähler fungierte, gelang es, eine märchenhafte Atmosphäre zu erzeugen. Die Mitwirkenden agierten sängerisch auf hohem und sehr hohem Niveau. Besonders das Schauspiel wurde mit einer so differenzierten Darstellung präsentiert, so dass die Balance zwischen Komödie und Drama nie in den Kitsch abzurutschen drohte. Mit der Dauer des Stückes wurde eine immer intensivere Interaktion zwischen Publikum und Schauspielern spürbar.
Wirklich verzaubert!
Klaus Gallenbacher (Wandersmann Ambrosius) überzeugte in der Eröffnung „Zu Hilfe, zu Hilfe“ als gehetzter Wanderer. Britta Stegmann (Prinzessin Melisande) und er agierten im weiteren Verlauf der ersten Szene so überzeugend, dass man glauben konnte, die Prinzessin habe ihn mit der „Habanera“ wirklich verzaubert.
In der zweiten Szene wurde Carsten Vollmert (Ritter Konrad) von Dominic Hacker (König Eduard) auf die Suche nach Ambrosius geschickt. Mit der umgedichteten Arie „Non più andrai“ aus der Oper Le nozze di Figaro machte er sich auf in den dunklen Wald. Der König hingegen hing in seinem Lied „Der König von Thule“ seinen schwermütigen Gedanken nach. Melisande, mittlerweile im Schloss angelangt, machte ihrer Extravaganz mit einer Arie aus der Oper La Bohème „Quando m ‘en vo“ Luft. Zu guter Letzt präsentierte Britta Jacobus (in einer Doppelrolle als Magd Agatha/Prinzessin Adelaide) sehnsüchtig das „Lied an den Mond“, eine Arie aus der Oper Rusalka.
Große Bereicherung
„Dies Bildnis ist bezaubernd schön“, gesungen von Ambrosius, bildete den Auftakt zur dritten Szene. Im weiteren Verlauf begegnen sich Ambrosius und Ritter Konrad. Bald wurde klar, dass der Ritter nicht ganz der hellste ist, doch befreiten sie gemeinsam Prinzessin Kunigunde. Kerstin Klein, ein Neuzugang in der Truppe, füllte die Rolle der Prinzessin Kunigunde so wunderbar mit Leben, dass sie als große Bereicherung empfunden werden kann. Das Finale der Szene wurde mit dem Duett „Il core vi dono“, gesungen von Vollmert und Klein, und Bravo-Rufen des Publikums beschlossen.
In der vierten Szene trafen alle Protagonisten im Schloss des Königs aufeinander. Nach einigem Gezicke, tumultartigem Treiben und der Rückverwandlung Agathas in Prinzessin Adelaide, verhexte Melisande die restlichen Personen mit ihrem Zauberstab und besang sie in fulminanter Art mit „Andres Maienlied“, auch bekannt als Hexenlied von Felix Mendelssohn. Den Abschluss der Szene bildeten Britta Jacobus und Klaus Gallenbacher mit dem wunderbar gefühlvoll dargebrachten Liebesduett „Tornami a dir“ aus der Oper Don Pasquale von Gaetano Donizetti. Mit Bravo-Rufen wurden die beiden ins Happy End geschickt.
In der fünften und letzten Szene trifft es Melisande mit einer weiteren Verwandlung. In dem Duett „Fröschlein, Kakerlaki“ frei nach Amadeus Wolfgang Mozart, muss sie damit klarkommen, bis auf weiteres als Kakerlake ihr Dasein zu fristen. Und wenn sie nicht gestorben ist …
In der Tradition der Grimms, von Hauff und Andersen
Was wäre aber eine solche Veranstaltung ohne pianistische Begleitung. Plamena Doncheva aus Frankfurt begleitete die Protagonisten mit einer konzentrierten Leistung.
„Ich danke auch den helfenden Händen, die die Umbauten der Kulissen reibungs- und geräuschlos über die Bühne brachten sowie der Technik, die die selbigen ins rechte Licht gesetzt haben“, so Klaus Gallenbacher. „Besonders ist aber dem Musikforum Kriftel zu danken, dass es immer wieder möglich macht, solche Highlights in der Krifteler Kulturszene präsentieren zu können.“
Ganz in Tradition der Gebrüder Grimm, Wilhelm Hauffs und Hans Christian Andersens hat Klaus Gallenbacher eine Geschichte ersonnen. Diese Tradition wird durch ihn in Kriftel quasi fortgeführt. Die Reaktionen des Publikums auf dieses Ereignis spiegelten sich in Adjektive wie „großartig“, „wunderschön“, „grandios“, „hervorragend“, „beseelt“ wieder. „Eine ältere Dame fragte mich, ob ich mir die Geschichte selbst ausgedacht habe“, so Gallenbacher, der das bejahte. „Sie ergänzte noch: ‚Vielen Dank, dass Sie diese Geschichte geschrieben haben. Ich bin so glücklich, hier zu sein.‘“