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Baseball baut Brücken
25 Jahre Baseball Club Main-Taunus Redwings Hofheim/Kriftel: Baseball baut Brücken
Über die Parkplätze am Sportpark Heide in Hofheim weht am vergangenen Wochenende ein verführerischer Duft. Es riecht verlockend nach Burgern und Steaks. Zahlreich begleiten den neugierigen Besucher große und kleine Leute in roten Jacken und grauen Kappen, auf denen Redwings zu lesen ist. Geht man ein kleines Stück die Böschung hoch, steht man mitten im „Field of Dreams“, wie der Baseballverein Redwings - offiziell Baseball Club Main-Taunus Redwings Hofheim/Kriftel 1994 e.V. - sein vorwiegend in Eigenregie errichtetes Spielfeld geradezu poetisch nennt. Und tatsächlich sind viele Träume wahr geworden, seitdem die Redwings im Krifteler Freizeitpark unter dem damaligen Namen B.C. Kriftel Redwings gegründet wurden. Moment einmal. Baseball? Hofheim?? Kriftel??? Wie geht das denn zusammen?
Viel Prominenz
Wenn der Durchschnittsdeutsche an Baseball denkt, kommt ihm vielleicht der Baseballfilmklassiker „Eine Klasse für sich“ in den Sinn, oder er hat vielleicht den ewigen Verlierer Charlie Brown von der Comicserie Peanuts vor Augen, der mit seinem sehr individuellem Baseballteam nur ein einziges Spiel gewinnen konnte. Im Gegensatz dazu können die Redwings Baseballer voller Stolz auf eine 25-jährige Erfolgsgeschichte zurückblicken. Um dies zu feiern, war am Samstag, den 17. August, einige Politikprominenz auf dem Platz versammelt: Landrat Michael Cyriax, Hofheims Noch-Bürgermeisterin Gisela Stang nebst Nachfolger Christian Vogt und Bürgermeister Christian Seitz aus Kriftel hatten alle passende Grußworte und auch eine Überraschung im Gepäck. Doch wie kam die ungewöhnliche Allianz Hofheim/Kriftel überhaupt zustande? Die Wahrheit lag wie immer auf dem Platz, genauer gesagt auf dem Krifteler Freizeitpark Gelände.
Baseballverein made in Kriftel
Dort trafen sich in den frühen neunziger Jahren ein paar jüngere Krifteler, um sich sportlich zu betätigen. "Wir wollten was anderes machen als Fußball", so Frank Siebers, der heutige Vorsitzende des Baseballvereins Redwings. Einer aus der Gruppe, Frank Wellstein, brachte eines Tages einen Baseballschläger mit, und dazu eine ordentliche Portion Begeisterung für diesen Sport. Anstecken ließen sich davon nicht nur die übrigen Freunde, sondern auch andere, die dem Treiben nicht nur zusehen wollten. Und so wurden es immer mehr, bis der Entschluss reifte, einen Verein zu gründen.
Der 12. September 1994 wurde der Geburtstag der Redwings und Wellstein der erste Vereinspräsident. Ein Baseballverein made in Kriftel, das war doch mal was. So wunderte es auch niemanden, dass Bürgermeister Seitz in seiner Festrede sehr anerkennende Worte fand: „Kriftel ist mit dem Verein und der Verein ist mit Kriftel in besonderer Weise verbunden: Denn in der Obstbaugemeinde wurde der Vorzeigeverein im Jahr 1994 gegründet. Nach wie vor ist er der erste und einzige Base- und Softballverein im Main-Taunus-Kreis – und mit über 270 Mitgliedern Hessens größter Baseball-Club. Das macht uns stolz!“ Obwohl – ein schlechtes Gewissen habe er schon, dass es in Kriftel nichts geworden sei…
Anwohner sahen es kritisch
Die Anfänge lagen ja in Kriftel, doch bald lag man sich mit den Anwohnern des Baseballfeldes in den Haaren. Es gab einige Umwege, bevor sich der sportliche Erfolg am Sportpark Heide einfinden konnte. 1996 gab es den ersten Ärger, als sich Anwohner am Krifteler Linsenberg von den Trainingsgeräuschen belästigt fühlten. Schließlich klagten die Nachbarn, die Existenz des Vereins stand auf dem Spiel, die Mitgliederzahl sank, und tatsächlich verfügte ein Verwaltungsgericht die Einstellung des Spielbetriebes. Weiter ging es nur, weil der Langenhainer Sportplatz genutzt werden konnte. Ideen für eine Rückkehr nach Kriftel zerschlugen sich, bis der Verein sich mit der Stadt Hofheim über den Bau eines Spielfeldes am Sportpark Heide einigen konnte. Viel Eigenleistung wurde in den Platz gesteckt, bis er 2010 endlich in Betrieb genommen werden konnte.
Ein Brückenschlag
Jetzt mutet es dort doch recht amerikanisch an. So gesehen fand Landrat Michael Cyriax in seiner Grußrede die richtigen Worte, als er von Baseball als einem gerade in diesen Zeiten wichtigem Verbindungsglied zwischen Deutschland und den USA sprach. Hofheims Bürgermeisterin Gisela Stang setzte in ihrer Rede noch einen drauf: Denn auch zwei Gemeinden, die sonst nicht nur der Schmelzweg trenne, seien durch diesen Verein und seine Geschichte näher zusammengerückt: Hofheim und Kriftel. Ein historischer Brückenschlag geradezu. Und der Erfolg der Mannschaften verbinde erst recht.
Viele Erfolge
In der letzten Saison konnten die Hofheimer Baseballer in allen drei Altersklassen die Hessenmeisterschaft gewinnen. Erfolgreich war der Nachwuchs immer wieder einmal, aber nie alle drei Teams gleichzeitig. Besonders stolz ist man jetzt, weil Redwings-Spieler Niklas Rossius mit den U-15-Junioren kürzlich Europameister wurde. "Es ist eine Genugtuung, die gut ausgestatteten Vereine zu besiegen", sagt Siebers über die Wettbewerbe mit den anderen Clubs.
Europameister Niklas Rossius wurde natürlich auf der Feier auch gewürdigt, genauso wie verschiedene verdiente Mitglieder der Vereinsgeschichte. So zum Beispiel der von Vereinspräsident Siebers als „feste Säule seit Anbeginn“ vorgestellte Geschäftsführer Frank Setzer, der bis heute maßgeblichen Anteil an der positiven Entwicklung des Vereins habe, wie Siebers weiter ausführte. Auch an Stefan Weydmann-Kühn wurde erinnert.
Geehrt wurden auch zwei extra aus den USA angereiste waschechter Amerikaner: Tom Holmes, ein 1996 in Hofheim ansässiger Wertpapierhändler, der die Redwings 1995 für drei Jahre erfolgreich trainierte, und Ehrenspieler Glen Presser. Superschläger Stan „Moose“ Leonard erhielt genau wie Trainer und Spieler Martin Schmithals sogenannte „retired numbers“, also ihre persönlichen Rückennummern. Die 29 und die 13 dürfen nun nie mehr vergeben werden. Eine große Ehre im Baseball!
15.000 Euro in Aussicht
Ebenso groß war die Überraschung, die Gratulant Cyriax mit dabei hatte. Denn es gab nicht nur die üblichen 50 Euro für 25-jährige Vereinsjubiläen, sondern der Landrat stellte von der Naspa-Stiftung 15.000 Euro für den Verein in Aussicht. Ein wertvoller Beitrag für den Platz der Redwings, braucht er doch dringend eine weitere Finanzspritze.
Denn bei den Redwings sind nicht nur der Reiz der familiären Vereinsatmosphäre und die Erfolge der Schüler und Jugendlichen eine feste Basis. Der Verein wünscht sich dringend eine Bewässerungsanlage für den Rasen, damit der nicht mehr wie ein Bolzplatz daher kommt. Auch ein Anschluss an die Kanalisation wäre wünschenswert, ließ Präsident Siebers verlauten, damit sanitäre Anlagen gebaut werden können. Und eigentlich werde ein weiteres Spielfeld gebraucht, um den Aufwärtstrend fortzusetzen.
„Die drei Tage des Feierns haben auch so großen Spaß gebracht“, meint Siebers. “Alle Programmpunkte und Spiele fanden statt und unsere Redwings waren sehr erfolgreich und haben sowohl das Turnier am Freitag als auch das am Samstag gewinnen können. Gefreut hat mich auch, dass die Nachwuchsteams ebenfalls allesamt gegen die Hessenauswahl gesiegt haben.“ Die Stimmung war super. Das passt. Denn wie der Vorsitzende des Hessischen Baseballverbandes HBSV Olaf Hornig am Samstag feststellte, ist Baseball wieder schwer im Kommen.
„Das Faszinierende an diesem Spiel ist die Duellsituation zwischen Werfer und Fänger“, gerät Frank Siebers ins Schwärmen. Das sei immer wieder spannend wie „High Noon“, eine echte Westernsituation eben. Mit diesem Wissen ausgestattet, ist man bei diesem uramerikanischen Spiel doch mit ganz anderen Augen dabei. Und das quasi um die Ecke. Alexander van de Loo