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DAS passiert in Kriftel

Entscheidung für die WGS

Neue Schülerinnen und Schüler sollen strahlen wie die Sonnenblumen - voller positiver Energie

Schon am frühen Morgen zeigte sich nicht nur die Sonne. Auch ein schönes Beispiel von Einsichts- und Lernfähigkeit bei den Schülereltern war zu sehen. Kaum Elterntaxis weit und breit. Dementsprechend war die Verkehrssituation am 19. August vor der Krifteler Weingartenschule sichtlich entspannt. Kein Stau, der Verkehr verteilte sich. Die Lehrkräfte und vor allem die Anwohner atmeten auf. Etwas angespannt und nervös waren nur die Eltern mit ihren Neuankömmlingen, die in die Schule strömten.

Vor dem Eingang flatterten diesmal auf Stellwänden angepinnt die Belegungslisten der neuen Klassen. Drinnen im Forum drehte sich alles um die neuen Schülerinnen und Schüler. Seit Montag hatten Moderator Levi Fröhlich (G9a) und die Techniker aufgebaut, getestet und gecheckt. Eine Professionalität, die die man sehen und hören konnte. Dazu trug auch die brandneue Lautsprecheranlage bei. Aus der ertönte - ähnlich wie bei Rock-Festivals - die Bitte, ruhig die Plätze einzunehmen. Es sei gestattet, während der Einschulung Fotos und Videos aufzunehmen. Fluchtwege seien freizuhalten. Dieselbe Durchsage erfolgte auch in perfektem Englisch. Die Eltern fühlten sich in dem professionellen Rahmen sichtlich gut aufgenommen. 

Handyverbot nichts Neues an der WGS

Klassenweise versammelten sich die neuen Fünftklässler im Forum. Jeder wurde namentlich aufgerufen und bekam seine obligatorische Sonnenblume - gestiftet vom Förderverein. Vor allem der Realschulzweig mit 87 Schülerinnen und Schülern und der Gymnasialzweig mit 79 waren stark ausgeprägt. Waren es 2025 noch zwei Intensivklassen, haben sie sich dieses Jahr halbiert. Der Stellvertretende Schulleiter Alexander Heyd nennt den Grund: Es seien einfach weniger Flüchtlings- und Zuwanderkinder gekommen als in den letzten Jahren.

Neu: In Hessen sind Smartphones seit diesem Schuljahr nicht mehr erlaubt. Zumindest bis zur Oberstufe. Für die Weingartenschule ein alter Hut. Hat sie doch schon seit 10 Jahren ein generelles Handyverbot im Schulgebäude.

Genügend Lehrkräfte sind auch in diesem Schuljahr ausreichend vorhanden, bekräftigte Schulleiter Dr. Richter in seiner Ansprache: „84 Lehrkräfte sind für euch da“. Das Kollegium habe sich zudem verjüngt. Mentoren hätten sich ausreichend gefunden. Vier für jede Klasse. Mentoren sind Ansprechpartner, aus den Abschlussklassen rekrutiert, die die Neuankömmlinge das erste Jahr über unterstützen.

Seit Generationen WGS

Draußen auf dem Schulhof standen geschmückte Tische als kleine Kommunikationsinseln. Hier gab es reichlich Kaffee und Kuchen, gebacken von den Eltern der Sechstklässler. Gleich nebenan: der Förderverein der Schule mit T-Shirts und Taschen. Mehr als 16 neue Mitglieder hätten sie rekrutiert. „Die Eltern rennen uns die Bude ein“, so die frohe Botschaft. Dementsprechend war die Laune glänzend.

Schulleiter mit Förderverein und Elternvertretung.
Schulleiter Dr. Christoph Richter mit einigen Damen aus Elternbeirat und Förderverein. Fotos: vdLoo

Auf dem Schulhof wurde diskutiert. Warum die WGS? Vielen Eltern hatte nach eigenen Angaben insbesondere der Tag der offenen Tür im letzten Herbst gefallen. Für Familie El Bachiri kam keine andere Schule in Frage. Mutter Amina plus ihre vier Töchter gingen, gehen oder kommen auf die WGS. „Die überzeugt uns seit Generationen“, so die Begründung. Die tief in Kriftel verwurzelten Familien Wolf und Hoss halten es ähnlich. Für die Großmutter, mit kleiner Schultüte für Fünftklässler Levin (10) bewaffnet, und Mutter Hannah, selbst eine ehemalige Schülerin, ist die Schule erste Wahl. Auch Töchterchen Maxine (5) soll dann folgen.

Mit offenen Sinnen

Die Lieder der Schul-Band unter Leitung von Musiklehrerin Carolin Acker kamen an. Manche Eltern pfiffen die Melodie von Mamma Mia mit. Die Atmosphäre war locker und gelöst. Trotz nebenherlaufendem Schulalltag. Über 1000 anwesende Schülerinnen und Schülern „kaum zu hören“, lobte Direktor Richter „Und das direkt nach den Ferien! Da könnt ihr euch eine Scheibe abschneiden“, rief er schmunzelnd zu seinen neuen Schutzbefohlenen. Ansonsten lobte er die Aufgeregtheit der neuen Mitschüler. „Das Adrenalin macht wach und öffnet die Sinne“, das schätze er als Handballspieler vor jedem Spiel.

An die Neuankömmlinge gewandt, versprach er viel davon: neue Freunde, neue Leidenschaften, neue Talente. Wer Neugier und Eifer an den Tag lege, werde belohnt. „Es geht mehr als nur um Fächer!“ Pünktlichkeit, Disziplin und Lernbereitschaft würden vermittelt und sicher auch dabei helfen, im Leben besser zurechtzukommen, war sich der Direktor sicher.

Als roter Faden diente die Moderation von Schüler Levi, der verständnisvoll („ich war selbst mal neu“) durch die Veranstaltung führte. Wie im letzten Jahr sprachen auch die Zweigleiter und Klassenlehrkräfte zu ihren Kindern. Da wurde der gemeinsame Schulerfolg beschworen, das Miteinander hervorgehoben und wie empathische Führung funktioniere. Hauptschulzweigleiterin Nicole Faller betonte den „kleinen, aber feinen“ Hauptschulzweig. Gemeinsam werde man - in einem durchlässigen System - den Wechsel auf eine Realschule oder in eine Ausbildung schaffen.

Profitieren von dieser Haltung können sieben Klassen mit insgesamt 179 neuen Schülerinnen und Schülern. Sie alle sollen ihren Weg meistern. „Bei uns wird keiner allein gelassen“, beruhigte Dr. Richter. Es gelte, die Reise durch die Klassenjahre „gerade auch zusammen mit den Eltern“ zu gestalten. Nicht umsonst habe die Weingartenschule das Motto Wir. Gemeinsam. Stark. Die Sonnenblume, die beim Klassenfoto jeder neue Fünftklässler jubelnd in die Sonne reckte, sehe er als passendes Symbol: „Hell, strahlend und voller positiver Energie“.                        Alexander van de Loo