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Salonorchester machte glücklich

Salonorchester Lustbarkeiten machte die Zuschauer glücklich

Draußen prasselte der Dauerregen während drinnen, im Rat- und Bürgerhaus, der Applaus aufbrandete, als die acht Instrumentalisten des Salonorchesters „Lustbarkeiten“ die Bühne betraten. Zuvor waren noch schnell ein paar Stühle herbeigeschafft worden, um dem großen Publikumsandrang gerecht zu werden. Über 130 Krifteler waren gekommen, um das Ensemble in teils neuer Besetzung spielen und singen zu hören – so viele wie noch nie!

Zu beschwingten Klängen, die sogleich das Foyer erfüllten, erschien sodann, durch die Zuschauerreihen schlendernd, der Sänger des Ensembles. Ganz im Stil der 20-er Jahre trug er Frack mit Zylinder und ergänzte damit auch optisch den Stil des gesamten Salonorchesters. Die Botschaft des ersten Gesangsstückes „Heut geh’n wir morgen erst ins Bett“ verhieß schon mal ausgelassene Feierstimmung und unter den Tischen wippte so mancher Fuß im Takt.

Von Pappelbäumen und den Zwischenräumen

In der Anmoderation des Abends war von vielen neuen Musikstücken die Rede, die alle aus den 20-er Jahren des letzten Jahrhunderts stammen oder wenigstens diesem Stil treu bleiben sollten. Darunter befanden sich lustige Titel wie „Ich reiß mir eine Wimper aus und stech‘ dich damit tot“ oder „Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett“ sowie weitere, nicht immer ganz ernst gemeinte Lieder („Du weißt, dass ich dir treu bin“). Das Stück von den Pappelbäumen und den Zwischenräumen spielte ebenso mit der Sprache wie die Beschwörung „Bianca, fahr‘ nicht nach Casablanca“.

Musikalisch erfuhren diese Stücke eine gekonnt schwungvolle Ausführung durch das Salonorchester Lustbarkeiten, dessen Klang warm und weich sowie in angenehmer Lautstärke dargeboten wurde. Die verschiedenen Rhythmen wie Fox oder Tango luden regelrecht zum Tanzen ein - was sich in den dicht besetzten Reihen jedoch schwierig gestaltet hätte.

Aufgelockert wurde das Programm durch kleine Gedichte, die auf amüsante Weise in diese Zeit zurückführten. Zum Vortrag kamen etwa das „Volkslied“ von Werner Finck, in dem es in diskreter Weise um das „erste Mal“ eines Stubenmädchens ging. Dagegen kam die Chansonette von Franz Hessel mit ihrem Bekenntnis geradezu brav – (oder einfach nur emanzipiert?) - daher. In die gleiche Richtung zeigten diejenigen Lieder, die etwa zum Tee einluden oder die die Vorzüge „besserer“ älterer Herren als Begleiter junger Damen priesen.

Zuschauer sangen mit

Wann immer ein besonders beliebtes Musikstück gespielt wurde, sang ein Teil der Zuschauer zumindest den Refrain mit. Dies war vom Ensemble ausdrücklich erwünscht, schließlich wollte es an diesem Abend für eine freudvolle Stimmung sorgen. Dass dies gelungen war, davon zeugte schon in der ersten Hälfte des Konzertes ein fröhlich durch den Saal gesungenes „Ich bin ja heut so glücklich!“ sowie die zum Abschluss ebenfalls lauthals mitgesungene Zugabe „Oh, Donna Clara, ich hab‘ dich tanzen geseh’n“.

Das Salonorchester Lustbarkeiten, ehemals Salonorchester Kriftel, ist seit diesem Jahr ein Oktett plus einem Sänger (Carsten Vollmert), der ebenfalls die Moderation übernahm. Unter der Leitung von Christopher Hardt (Violine) spielten Renate Ackermann (Klavier), Hildegard Pöppe (Querflöte), Jutta Debnar-Daumler (Tenor-Saxophon), Horst Debnar-Daumler (Schlagzeug), Maren Pauler (Klarinette und Alt-Saxophon), Thomas Grube (Trompete) sowie Uli Schreiner (Kontrabass).

Zeugte der volle Saal allein schon vom anhaltenden Erfolg des Orchesters, so wussten die Musiker auch diesmal ihr Publikum zu begeistern. Strahlende Gesichter fröhlich mitsingender Menschen unterschiedlicher Generationen zeigten, wie sehr sich der Programmtitel für die Zuschauer bewahrheitet hatte: „Ich bin ja heut so glücklich!“ Christine Diegelmann