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Rioja Gast im Obstgarten

Rioja zu Gast im Obstgarten - Spanischer Austausch mit Eintrag ins Goldene Buch

Am Freitag, dem 18. Oktober, war es wieder soweit. Der guten Tradition der Weingartenschule folgend, wurden 26 Schülerinnen und Schüler aus der nordspanischen Stadt Logroño in der Region Rioja von Kriftels Bürgermeister Christian Seitz empfangen. Moment einmal, Rioja, war da nicht was?

Rioja hat für Weinliebhaber einen guten Klang. Steht doch der Name dieser kleinsten spanischen Region in Deutschland auf fast jeder Weinkarte eines Restaurants, das Weine aus Spanien kredenzt. So ist es denn auch kaum verwunderlich, dass auf die Frage, was typisch an ihrer Region sei, bei den Gästen der Wein an erster Stelle steht. Und zwar gleichberechtigt mit dem guten Essen. Pimientos rellenos, gefüllte Paprikaschoten, zählen zu den beliebtesten Gerichten der Gegend. Bürgermeister Seitz konnte in der Fragerunde im Saal des Krifteler Rathauses mit seinem Wissen über die Region Rioja punkten. Führt doch auch der allgemein bekannte Jakobsweg durch diese Gegend.

Konzentriert gefragt

Vor dem allgemeinen Kennenlernen wurden erst einmal Fotos von den jungen Spaniern nebst ihren Lehrerinnen Pilar Bueno und Margarita Gie sowie ihrem deutschen Pendant an der WGS, der Oberstudienrätin Manuela Becker, in Kriftels „Gud Stubb“, dem Rathaus, geschossen. Da zeigte sich, dass die Spanier diszipliniert und ruhig aufgestellt waren. Nicht unbedingt zu erwarten, wenn man 13 oder 14 Jahre alt und mit seinesgleichen unterwegs ist. Auf Nachfrage erklärte Manuela Becker, die Schülerinnen und Schüler seien sogenannte „Bilis“ (Bilinguale), die an der WGS in bestimmten Sachfächern wie Erdkunde, Geschichte oder Powi auf Englisch unterrichtet werden. Da sei eine gewisse Disziplin und Konzentration hilfreich.

Bürgermeister Seitz begrüßte die Schülergruppe, freundlich in Deutsch und Englisch parlierend. Er freue sich über den regen Austausch zwischen den Regionen und dass neben jungen Erwachsenen aus den USA und Frankreich auch Jungen und Mädchen aus Spanien zu Gast in Kriftel seien, so Seitz. Zunächst wollte er aus aktuellem Brexit- Anlass vom Auditorium wissen, was sie von Europa und der EU halten. Die Resonanz: Die junge spanische Generation empfindet die Gemeinschaft, die gleiche Währung und das kontrollfreie Reisen in Europa als positiv.

„Eure Generation soll Kriege, die die Vergangenheit Europas dominierten, verhindern, ihr seid die Zukunft“, fasste der Bürgermeister dieses Kapitel vor dem Hintergrund des spanischen Bürgerkriegs zusammen. Dann kam er auf Kriftel zu sprechen, das zwar klein sei, aber ein fester Bestandteil in der wachsenden Rhein-Main Region. Mit einem Unterscheidungsmerkmal: „Ihr kommt praktisch aus einem Weingarten“, scherzte er, „und wir leben hier in einem Obstgarten“. Die vielen Apfelbäume seien typisch hier. Natürlich sei Kriftel nicht nur Obstregion, sondern auch Industriestandort, führte er fort. Viele Arbeitsplätze entstünden hier, was wiederum viele Menschen hierher ziehen lasse. Und die suchten bezahlbaren Wohnraum in der Region. „Rund 200.000 Wohnungen fehlen“, so Seitz, der sich angesichts der fragenden Gesichter beeilte, eines klarzustellen: „Nicht falsch verstehen, die Leute liegen hier nicht auf der Straße herum.“

Gegenseitiges Interesse

Nun war es an den Schülern, neugierig zu sein: Wie lange Seitz schon Bürgermeister sei? Ab wann er den Wunsch dazu verspürt habe? Was seine Ausbildung gewesen sei? Ob er immer eine gute Zeit habe? Seitz beantwortete alle Fragen mal ernst, mal humoristisch. Was ihnen denn als Besonderheit in Kriftel aufgefallen sei, wollte Seitz wissen. Judit, eine aufgeweckte 13jährige, hat sich über die kleinen Feuerwehrkinder gewundert. Dass in Deutschland anders als in Spanien die Feuerwehr auch ehrenamtlich unterwegs ist und von klein auf für Nachwuchs sorgt, war interessantes Neuland für die jungen Spanier. Genau wie die gemeinsam besuchte Drosselgasse, der Rhein mit seinen Burgen, die Frankfurter Metropole und vieles mehr.

Die Stadt, aus der die jungen Besucher kommen, heißt Logroño, hat 150.000 Einwohner und eine schöne Altstadt, die viele Tapasbars beherbergt. Das ist schon etwas anderes, als das deutsche Lieblingsessen von Judit. Sie hat hier Bretzeln und Schnitzel zu schätzen gelernt.

Zum Abschluss trugen sich die Schüler und Schülerinnen einer nach dem anderen in das Goldene Buch ein. Dass es in diesem Jahr recht lange dauerte, weil sie so vieles an Kriftel und Deutschland mögen und dort verewigten, verwunderte Becker und Seitz in positivem Sinn. Letzterer brachte es in seinem Abschlusswort treffend auf den Punkt: „Wenn ich Lehrer wäre, würde ich euch als meine Klasse wählen!“ Alexander van de Loo