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DAS passiert in Kriftel

Mondnacht bei Sonnenschein

„Es war, als hätt‘ der Himmel die Erde still geküsst…“

Mit dem erfolgreichen ersten Konzert des Musikforums seit Beginn der Corona-Pandemie mit Dietmar Vollmerts Gesangsschülern vor zwei Wochen wurde ein guter Anfang gemacht. Am Sonntag wurde die Konzert-Reihe mit einem Konzert unter dem Titel "Mondnacht" fortgesetzt. Wie zuvor durfte auch dieses Mal nur eine kleine Anzahl handverlesener Gäste und Zuhörer unter Einhaltung der vorgegebenen Hygienevorschriften ins Rathaus hinein. Das klappte reibungslos: Alle Gäste hatten sich vorher angemeldet und genossen nun sichtlich den Genuss für die Sinne.

Auch Bürgermeister Christian Seitz schaute vorbei und dankte dem Vorsitzenden des Musikforums, Dietmar Vollmert, für sein Engagement: „Kunst und Kultur haben unter der Pandemie bisher mit am meisten gelitten“, so Seitz. Vollmert habe die „kulturelle Durststrecke“ im Rat- und Bürgerhaus vorerst beendet.

Das Konzert bestand aus drei großen Blöcken, die vorschriftsmäßig durch zwei Lüftungspausen strukturiert wurden. Den ersten Block bildeten Gustav Mahlers sogenannten "Kindertotenlieder": Fünf Kompositionen auf Gedichte von Friedrich Rückert. Dieser hatte eine Sammlung von 428 Gedichten verfasst, um darin den Tod zweier seiner damals sechs Kinder zu verarbeiten. Mahler vertonte fünf davon, während seine Kinder vergnügt im Garten spielten, wie seine Frau Alma der Nachwelt überliefert hat. Zwei Jahre nach der Uraufführung der Kindertotenlieder verlor aber auch Gustav Mahler eines seiner Kinder durch Scharlach-Diphtherie.

Traurig, aber hoffnungsvoll

Bariton Alexander Rinke, wie auch Sonja Außner ausgebildet von Dietmar Vollmert, wurde von Pianistin Friederike Wiesner höchst einfühlsam begleitet. Bei schönstem Spätsommerwetter im von der Sonne durchfluteten Rat- und Bürgerhaus nahmen beide die gebannten Zuhörer mit in die düster-traurige, aber auch hoffnungsvolle Welt der Gedanken rund um den Tod geliebter Kinder. Rinke schaffte es mühelos, die zarten, leisen Stellen mit wütend lauten Elementen durchsetzt, sehr authentisch zu vermitteln. Beiden gelang es vorbildlich, das Publikum bei dieser "schweren Kost" an einem so schönen Tag mitzunehmen. Lang anhaltender Applaus war der Dank.

Im zweiten Block war dann der Liederkreis op. 39 von Robert Schumann, nach Gedichten von Joseph von Eichendorff, zu hören – interpretiert von der Mezzosopranistin Sonja Außner und Friederike Wiesner am Piano. Außner gelang es hervorragend, die unterschiedlichen Nuancen der zwölf Lieder auszuloten. Mit "Frühlingsnacht" entließen die Vortragenden die Zuhörerschaft fröhlich erregt in die zweite Lüftungspause.

Die Nonne und der Ritter

Den dritten und leider letzten Block bildeten Lieder von Johannes Brahms. Den ersten Teil-Block mit den Liedern "Wie Melodien zieht es mir...", "Immer leiser wird mein Schlummer", "Sapphische Ode" und "Feldeinsamkeit" trugen wieder der Bariton Alexander Rinke und Friederike Wiesner vor, gefolgt von den Liedern "Dein blaues Auge", "Von ewiger Liebe", "An die Nachtigall" sowie "Die Mainacht", vorgetragen von Sonja Außner. Den Abschluss bildeten dann zwei Duette von Johannes Brahms - "Die Nonne und der Ritter" (nach Joseph von Eichendorff) und "Es rauschet das Wasser" (nach Johann Wolfgang von Goethe) - die den drei Protagonisten gemeinsam die Möglichkeit gaben, das Publikum nochmals mit fröhlicheren Weisen und Gefühlen in den immer noch lauen Spätsommerabend zu entlassen.

„Dieses Konzert hätte auch mit weitaus bekannteren Namen nicht besser gestaltet werden können“, so der Tenor der Gäste, die sich beim Veranstalter für einen schönen Nachmittag bedankten. Sichtlich glücklich darüber, in einer Gemeinde zu leben, die trotz der aktuellen „schmerzlichen Beschränkungen“ solch erstklassigen musikalischen Darbietungen bieten kann. Matthias Pfützner

Hier ein kleiner Ausschnitt: https://youtu.be/QWdWZMcEQbs

Am Sonntag, den 4. Oktober 2020, steht schon das nächste Konzert des Musikforums Kriftel an: Dann heißt es "Es grünt so grün".