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DAS passiert in Kriftel

Kriftel bleibt Steinkauz-City

Freude beim Team Vogelschutz: Kriftel ist und bleibt auch 2022 „Steinkauz-City“

Das Team Vogelschutz mit Steinkäuzchen.

„Wir haben keinen fliegenden Eintracht-Adler in der Gemarkung Kriftel, aber unverändert den Steinkauz. Das Halbzeitergebnis der Beringungsaktion 2022 ist sehr erfreulich ausgefallen und lässt auf ein unverändert sehr gutes, hohes Niveau hoffen“, so Peter Krüger, Kriftels Vogelschutzbeauftragter, mit Stolz beim Treffen mit dem Ersten Beigeordneten Franz Jirasek und Torsten Horn vom Amt für Grünes vergangene Woche auf einer Streuobstwiese. „Und das ist schön, da diese Eulenart unverändert zu den gefährdeten Arten gehört“, betonte er. Franz Jirasek zeigte sich begeistert und dankte dem Team für das große ehrenamtliche Engagement, das nicht selbstverständlich sei.

Zusammen mit seinen Kollegen vom „Team Vogelschutz“, Heiner Tecklenburg und Richard Hilgart, hatte Peter Krüger ins Hochfeld eingeladen, um die frohe Botschaft zu überbringen und drei frisch beringte Steinkauz-Ästlinge, drei bis vier Wochen alt, zum Fototermin „zu bitten“. Aus der hoch oben in einem alten Apfelbaum angebrachten Niströhre ließen sie sich brav herausnehmen. Die Eltern waren gerade auf Futtersuche unterwegs. „Sie haben kein Problem damit, dass wir ihren Nachwuchs angefasst haben“, versichert er. In etwa zwei Wochen werden sie bereits flügge sein.

Peter Krüger ist sich sicher: „Kriftel ist und bleibt in der Region die Steinkauz-City!“ 22 Jungvögel der kleinen Eulenart wurden jetzt bereits beringt. „In weiteren sechs Röhren sitzen jeweils noch bis zu vier Jungvögel“, so der engagierte Ehrenamtler. Ihre Beringung übernimmt wieder Michael Orf von der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz, der das Team Vogelschutz jedes Jahr unterstützt. 2021 hatte er in Kriftel 26 Steinkauz-Ästlinge beringen können.

Kein Bruterfolg ohne Streuobstwiesen

Inzwischen sei die komplette Krifteler Gemarkung mit Steinkauzröhren „abgedeckt“, berichtete das Team. 2016 habe man die ersten Röhren aufgehängt, um damit die immer weniger werdenden natürliche Bruthöhlen in alten Obstbäumen zu ersetzen. Inzwischen hängen 23 in Kriftel. Den Erfolg kann man sehen.

„Wir bedanken uns nicht nur bei der Gemeinde für die Unterstützung unserer Arbeit, auch bei den Grundstückseigentümern für die Möglichkeit, auf ihren traumhaft schöne Streuobstwiesen - zum Teil mit altem Obstbaumbestand im Sinne des Vogel- und Naturschutzes tätig sein zu können“, so Peter Krüger. Ohne sie sei der Bruterfolg nicht möglich.

Er hatte als Anschauungsobjekt eine 80 Zentimeter lange Niströhre mit Marderschutz mitgebracht. Dieser versperrt dem Raubtier den Zugang. „Er müsste sich um eine Absperrung herum in die Röhre zwängen und das mag er nicht“, erklärten die Fachleute. Die Sperre sei notwendig, denn im letzten Jahr fielen ihm vier Nestlinge zum Opfer. Zusätzlich haben die Vogelschützer jetzt eine Wildkamera im Einsatz, um das Verhalten der jungen Steinkäuze nachts vor der Röhre zu studieren. „Da ist einiges los“, berichteten sie in bester Laune.

Insektenschutz ist Vogelschutz

Das Team Vogelschutz ist nicht nur für die Steinkäuze da: Verteilt über das gesamte Gemeindegebiet wurden über viele Jahre mehr als 150 Nistkästen aufgehängt. Regelmäßig werden diese Kästen kontrolliert und gesäubert. Dass sich der Vogelbestand in den letzten Jahren insgesamt dramatisch verschlechtert hat und diese Tendenz weitergeht, ist für die Drei ein unveränderter Ansporn, nicht nachzulassen. Der Grund: Vögel finden für ihren Nachwuchs nicht mehr genügend Insektennahrung. Ohne Insekten sterben eben auch die Insektenfresser. Die Gemeinde tue viel für Insekten und Vögel, gerade in den letzten Jahren, mit der Anlage von Wildstaudenbeeten und der extensiven Mahd von Wiesenflächen.

„Wir versuchen auch, die Bürgerinnen und Bürger im persönlichen Gespräch dazu aufzurufen, nicht den letzten Winkel im Garten, auf dem Balkon oder auf den Anlagen aufzuräumen“, so Peter Krüger. Wichtig sei es in diesem Zusammenhang auch, Wassertränken täglich zu reinigen und möglichst Futterspender zu verwenden, damit das Futter sauber bleibt. „Es gibt so vielfältige Aktionen für Insekten und Bienen. Anregungen kann man sich auch am informativen Insektenhotel am Bahnhof mitten in einem tollen Wildstauden-Beet holen“, betonte er.

Durch Corona sei der Austausch mit großen und kleinen Vogelliebhabern und denen, die es werden wollen, etwas gestört worden, aber diesen möchte das Team wieder aufleben lassen. Eine E-Mail-Adresse wurde eingerichtet, an die sich Jede/r wenden kann, der Fragen hat oder sich für Tipps interessiert: Vogelschutz-Kriftel@gmx.de.

Wer wissen möchte, welcher Vogel in seinem Umfeld zwitschert, könne sich auf sein Smartphone eine Bestimmungs-App für Vogelstimmen installieren, schlägt der Vogelschutzbeauftragte vor. Ein tolles Tier finde man jetzt wieder am Schwarzbach: „Den Eisvogel gibt es nicht nur in der Bierwerbung“, so Peter Krüger augenzwinkernd. Es lohne sich immer mit offenen Augen durch die Natur und durch die schöne Gemeinde Kriftel zu gehen.