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Bürgermeister Seitz wurde 50

Der Familienmensch: Bürgermeister Christian Seitz ist 50 Jahre alt

Man darf sich Christan Seitz als einen glücklichen Menschen vorstellen. Das fängt schon an seiner Haustür an. Da wird er von seinem „Designerhund“ Bailey, ein Mischling aus Golden Retriever und Pudel, freudig begrüßt. Seitz nennt diese neue Rasse augenzwinkernd „Ged-udel“ und freut sich über seine Treue: „Der einzige, der noch wach ist, wenn ich nachts aus Sitzungen nach Hause komme.“ Ein echtes Familienmitglied. Im behaglichen Heim der Familie Seitz dominiert die Farbe rot. Natürlich nichts Politisches, eher ein weihnachtliches Farbkonzept, beeilt sich Ehefrau Tanja zu erklären. Klar, sind doch – wie es so schön heißt - in Kriftel nur die Erdbeeren rot. So hieß es lange. Kriftel als konservative Familie, da haben auch die drei Wahlperioden von Christian Seitz mit dazu beigetragen. 

Für ihn ist die Familie sein Zentrum, seine innere Mitte. Dazu gehören seine Frau Tanja samt Tochter Leonie (21) und Sohn Maximilian (18).  Familienpolitik ist auch einer  seiner politischen Schwerpunkte. Das schließt auch die Bürgerinnen und Bürger Kriftels mit ein. Seitz ist einer, der den Konsens sucht. Konflikte sind seine Sache nicht. Wer ihn bei Bürgergesprächen und gesellschaftlichen Veranstaltungen trifft, erlebt ihn als Zuhörer. Als einen, der Lösungen sucht, vermittelt und versucht zu verstehen.

Späte Feier

Was er als Gemeinschaftsmensch schon etwas bedauert, dass es in diesen Coronazeiten keine Geburtstagsfeier geben könne. Wie gern hätte er, wie bei seinem letzten runden Geburtstag, ein großes, lockeres Fest gefeiert. Ein offenes Konzept im und vor dem Rathaus. Mit Würstchen und Bier. Motto: „Wer kommt, der kommt“. Allein, mit Covid-19 ist kein 50zigster zu feiern.

„Nachfeiern muss nicht sein“, antwortet er auf Nachfrage, „lieber eine Sommerparty für 50 Jahre Freizeitpark mit Bands und allem Drum und Dran." Der sei doch viel wichtiger für die Gemeinde, erklärt er in der ihm eigenen Bescheidenheit. Ebenso bescheiden, als Krifteler unter Kriftelern, wohnt er in einem Reihenhaus. Bloß nichts Spektakuläres, das liege ihm nicht so. Dementsprechend sei sein Lieblingsort zu Hause auf der Terrasse. Gut, seine Schwester besuche er auch gerne. Die wohne in Kanada in der Nähe von Halifax. „Auch ein schönes Fleckchen und eine tolle Landschaft.“ Doch jetzt mit Corona sei das Reisen eben schwierig. Folgerichtig erkunde er mit Familie und Hund mit seinem im letzten Jahr angeschafften Wohnmobil die heimischen Gefilde. Das käme auch seiner Ehefrau Tanja entgegen, die nicht gerne fliege und fest verwurzelt in Kriftels Gemeinschaft ehrenamtlich tätig sei.

Wichtige Teamarbeit

Kontinuität ist das Stichwort auch und gerade zum 50. Geburtstag. An seinem Beruf als Politiker liebe er, dass er vieles in der Gemeinde positiv verändern könne. Ohne Koalitionspartner habe er viel Gestaltungsspielraum. Da könne sich einiges sehen lassen. Altenheime, Wohnungsbauten, soziale Einrichtungen. Er sei schon erfreut, wenn er die Jahre Revue passieren lasse. Verlassen könne er sich immer auch auf seinen Ersten Beigeordneten Franz Jirasek. „Eine Art Lebenspartner auf Zeit“,  bemerkt Seitz mit einem Lächeln. Ein Dream-Team für Kriftel. Das sagen so einige in der Gemeinde.

Teamarbeit sei ihm eben wichtig, äußert er mit einem gewissen Nachdruck. Auch und  gerade im Rathaus. Da gäbe es zwar eine Hierarchie, aber vorrangig einen kollegialen Umgang miteinander. Das schließe die Opposition mit ein. Ein überparteiliches Miteinander liege ihm sehr am Herzen. „Eben keine Beschimpfungen, wie sie bedauerlicherweise durchaus andernorts in der Politik vorkommen.“

Mehr Miteinander

Auch was Häme angeht, kann sich Bürgermeister Seitz in Kriftel glücklich schätzen. Hier gehe man respektvoll miteinander um, lobt er das gesellschaftliche Klima. Gerade in der Corona-Pandemie haben verbale Entgleisungen allgemein zugenommen. Der Ton sei aggressiver geworden. Andere Kommunalpolitiker in Hessen berichten von Beleidigungen und Bedrohungen. Wie ernst zu nehmen die Lage sei, erkenne man an dem Portal „Stark im Amt“. Das hatte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier als Hilfe für bedrohte Kommunalpolitiker freigeschaltet.

Geradeaus nach vorn

Christian Seitz macht sich keine Gedanken um den 50. „Ist doch kein Alter, nur eine Zahl“, scherzt er. Aber sie sei neben der 18 im Leben schon die eindrücklichste. Ändert sich etwas im neuen Lebensjahrzehnt? „ Ich muss mit 50 nicht überall der erste sein“, lautet seine Antwort. Seitz will manches gelassener angehen. 

Wenn er zurückblicke, denke er an zwei Herausforderungen, die für ihn einschneidende Erlebnisse gewesen seien. Da war zunächst direkt am Anfang seiner Amtszeit das drohende Planfeststellungsverfahren für die Umgehungsstraße B519. „Dagegen musste etwas in Gang gesetzt werden“, erinnert er sich. Und das habe ja auch geklappt. Mit entschlossener Bürgerhilfe konnte das Szenario bis heute abgewendet werden. “Ich bin der Meinung, dass diese Straße auch so nie gebaut wird“, gibt er sich zuversichtlich. Das zweite einschneidende Ereignis sei die Flüchtlingskrise 2015 gewesen. „Es bestand die konkrete Gefahr, dass wir unsere Sporthallen zu Unterkünften umwandeln müssten. Das wollten wir abwenden und haben es auch geschafft. Immer mit dem Gefühl im Nacken: Kippt die Stimmung? Wo führt das hin?“

Nicht leicht, aber spannend sei das schon gewesen. Zumindest im Nachhinein. „In dieser Phase konnten und mussten wir einfach auch unbürokratisch handeln.“ Diese Möglichkeit gäbe es nicht so oft in den Kommunen, sagt der Bürgermeister geradeheraus. Ob er denn auch mal falsch abgebogen sei, in seinem Politikerleben? Er gehe eigentlich seit Jahren gerade seinen Weg. Die letzte mögliche Abzweigung habe er gerade hinter sich.  In den vergangenen Monaten wurde er als vielversprechender Kandidat für den dritten Kreisbeigeordneten im Hofheimer Landratsamt gehandelt. Er habe sich aber dagegen und für seine Gemeinde entschieden.

Seitz könnte sich im Gegenteil sehr gut vorstellen, zum vierten Mal für das Amt des Krifteler Bürgermeisters zu kandidieren. Hier gehöre er hin. Aus guten Gründen. „Ich habe viel Freude daran, die Gemeinschaft  in unserer herrlichen Obstbaugemeinde weiter zu gestalten. Unser familiäres Verhältnis untereinander und das große ehrenamtliche Engagement motivieren mich, dabei zu bleiben.“

Karneval und Bürgersinn

Wer einige Facetten eines Christian Seitz  kennenlernen will,  sollte ihn in seinem Haus besuchen, ihn in Publikumsgesprächen treffen oder in der Bütt erleben. Karneval ist seine große Leidenschaft. Da kann er mal heraus aus seiner Haut.

Im Krifteler Karneval Klub (KKK) war Seitz bereits vor seiner Wahl zum Bürgermeister aktiv. Das Talent wurde ihm wohl in die Wiege gelegt. Gezeigt hat es sich auf einer Skireise mit dem Wintersportverein. Dort imitierte der angehende Politiker  gekonnt andere Politiker. Das fiel nicht nur Axel Lorth, dem damaligen musikalischen Leiter der Karnevalisten, auf. Auch seine spätere Ehefrau Tanja hatte damals ein Auge auf  den „Comedian“ geworfen. Die Hochzeit folgte dann vier Jahre später, 1999.

Wie gut er in karnevalistischer Runde immer noch ankommt, konnte man bei den Karnevalssitzungen erleben. In der Bütt mutiert der sonst eher rational wirkende Bürgermeister zu einem wortgewaltigen, närrischen Büttenredner, dessen Gags das Publikum zu Lachsalven animiert. Vereinsleben und Ehrenamt hochzuhalten, das läge bei ihm in der Familie. Seine Mutter war in der Kirchengemeinde tätig, der Vater engagierte sich als Trainer und Abteilungsleiter des TV Wallau.  Die Söhne lebten das weiter: Sowohl Christian Seitz als auch sein Bruder Alexander, Gründer des traditionellen Mitsommerlaufs, trainierten die Leichtathletik-Gruppen des TVW.

Rede und Antwort

Bürgermeister Seitz kommt auch seine Neugier und die Bereitschaft, sich auf Neues einzulassen zu Gute. So gab es im Corona Jahr 2021 eine Premiere für ihn. Zum ersten Mal war er nämlich digitaler Teilnehmer an einer Schulstunde an der Weingartenschule in Politik und Wirtschaft, kurz Powi genannt. „Das war auch für mich eine ungewohnte Situation, über meinen Computer im Rathaus mit Schülerinnen und Schülern meiner alten Schule  zu kommunizieren“, gibt er freimütig zu. Er habe aber auch diesen Onlinekanal genutzt, um den Jugendlichen digital zu erklären, wie die Gemeinde Kriftel funktioniere. Darüber aufzuklären sei ihm oberstes Gebot. Ohne Bürgerbeteiligung und aktivem Mitmachen funktioniere eine Gesellschaft nicht. Daher käme ja auch der Slogan für die ehrenamtliche Beteiligung: „Ohne Dich geht Kriftel nicht“ .Um zum Mitmachen anzuregen und gegen die Politikverdrossenheit anzugehen, auch deswegen sei er in der Gemeinde unterwegs. „Demokratie kann man nicht nur passiv konsumieren, wir alle machen sie“,  lautet sein deutlicher Appell.

Er selbst hat auch als Schüler früh mit der Politik angefangen. Der Fall der Mauer habe ihn damals 1989 politisiert, als er nach der Weingartenschule in Kriftel die Oberstufe an der Main-Taunus-Schule besucht habe. „Erst war es ein Hobby, dann wurde es zum Beruf“,  fasst er seine Politkarriere kurz und knackig zusammen.

Der typische Arbeitstag? Den gebe es nicht. Das sei ja das Schöne. Jeder Tag sei anders.  Als Bürgermeister sei er eben nicht „nur“ Chef der Verwaltung, sondern überall im gesellschaftlichen Leben der Gemeinde gefordert. Politische Gremiensitzungen gehören dabei genauso dazu wie Feierstunden, Pflege der Städtepartnerschaften, Vereinssitzungen, Richtfeste und leider auch Trauerfeiern - um nur einiges nennen. Bürgermeister zu sein, sei ein Full-Time-Job. Eigentlich sieben Tage die Woche, rund um die Uhr. Weit über den 50. Geburtstag hinaus. Alexander van de Loo

Vita Christian Seitz- Christian Seitz wurde am 8. Januar 1972 in Langen geboren. Er wohnt in Kriftel, ist verheiratet und hat zwei Kinder. Seine Schulausbildung absolvierte er an der Taunusblickschule in Wallau, der Weingartenschule in Kriftel sowie an dem Main-Taunus-Gymnasium in Hofheim, wo er mit der allgemeinen Hochschulreife abschloss. Seit dem 1. Juli 2004 ist Seitz im Krifteler Rathaus tätig: zunächst als Erster Beigeordneter, dann seit dem 1. September 2006 inzwischen schon in dritter Amtszeit als Bürgermeister der Obstbaugemeinde. Seine Ausbildung zum Industriekaufmann absolvierte er bei den Stadtwerken in Frankfurt am Main. Von 1995 bis 2000 arbeitete Seitz im Personalbereich der Stadtwerke Frankfurt und wechselte dann in die Kommunalverwaltung: Von 2000 bis 2004 leitete Seitz das Sozial- und Wohnungsamt der Stadt Flörsheim am Main. Zeitgleich studierte er berufsbegleitend Betriebswirtschaftslehre an der Fachhochschule in Mainz und schloss mit dem Diplom ab. Im Jahr 2004 wurde Christian Seitz durch die Gemeindevertretung Kriftel zum hauptamtlichen Ersten Beigeordneten gewählt. Zum Bürgermeister der Gemeinde wählten ihn die Kriftelerinnen und Krifteler bei der Direktwahl am 1. September 2006. 2012 wurde er mit 75,1 Prozent der abgegebenen Stimmen, 2018 sogar mit 77,53 Prozent wiedergewählt. vdL